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Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
04 Juli 2023 00:04Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
04 Juli 2023 00:27Topkapi gefällt mir gut, den hat auch der Colonel hier schon mal kurz erwähnt.
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
04 Juli 2023 00:57 - 04 Juli 2023 01:08Übrigens das Essen war vorzüglich, um etwaige Ressentiments schon im Keime zu ersticken, und das Duschwasser war besonders warm, warum wohl?
Tom liebt ja Bücher über „Lost Places“, bestimmt ist da auch etwas darüber darin!
Aber vergessen ist der Ort bestimmt nicht!
Und jetzt Schluss von meiner Seite!
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- Ratman
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
04 Juli 2023 11:08grafkrokolinsky post=17532 userid=1480
Tom liebt ja Bücher über „Lost Places“, bestimmt ist da auch etwas darüber darin!
Über dieses legendäre Gefängnis habe ich tatsächlich schon einige Berichte gelesen. Als "Lost Place" würde ich es aber nicht bezeichnen, denn es herrscht dort ja reger Publikumsverkehr. Ca. eine Million Menschen kommen jedes Jahr auf die Insel, um den Gefängniskomplex zu besichtigen.
Als besten Film, der die Insel zum Thema hat, finde ich übrigens "The Rock – Fels der Entscheidung" mit Sean Connery und Nicolas Cage.
Im Computerspiel "Watch Dogs II", welches in San Francisco spielt, kann man übrigens auch auf Alcatraz herumlaufen. Im Single Player Mode gibt es dort auch eine Mission zu erledigen.
Der gute Mann heisst allerdings mit Nachnamen "McQueen"grafkrokolinsky post=17526 userid=1480
Eine Sonderrolle nimmt „Gesprengte Ketten“ ein, mit Steve McQuinn und der ganzen Schauspielerelite der 60er Jahre.
― Frank Zappa
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
05 Juli 2023 12:38Bin ich denn hier der Einzige, der eine Vorliebe für „Knastfilme“ hat?
Naja, wahrscheinlich habe ich dieses Milieu auch zulange kennen gelernt!
Wenn‘s interessiert, dann berichte ich demnächst darüber
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- Alex
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
06 Juli 2023 12:02 - 06 Juli 2023 12:18Jagd auf James A. (1932)
Schau dir diese Typen an…
Und dazu die Ketten, beste Schmiedequalität! (Bloß die Kleidung ist ziemlich schlampig!)
und was ist heute?
Die Memmen, können nicht mal mehr den Suppenlöffel halten, er ist ihnen schon zu schwer!
(Eine kurze Retrospektive von mir, wir hatten „Präfekten“ auch „Erzieher“ genannt, ein schiefer Blick und die Nase war auch schief…..)
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
06 Juli 2023 21:02 - 06 Juli 2023 21:18Einer der härtesten und wahrsten Filme zum Strafvollzug in den 30iger Jahren in den Staaten (Hier Südstaaten, Missouri, die Nachwirkungen der Sklaverei und Rassentrennung ist dort bis heute spürbar!)
Eine einzige Anklage gegen die staatlich sanktionierte Gewaltherrschaft! Aufgrund dieses Filmes begann auch in den stursten Köpfen der „Gesetzeshüter“ ein Umdenken. Und so etwas wie Humanisierung bahnte sich allmählich den Weg. „Wenn du wie ein Tier gehalten wirst, dann wirst du auch zum Tier!“
Das beste Beispiel dafür war Alcatraz!
mubi.com/de/films/i-am-a-fugitive-from-a-chain-gang
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
06 Juli 2023 23:22Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- ColonelZap
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
20 Juli 2023 18:39Ist aber besonders in den USA nicht ganz unüblich. Schauspieler heißen dort nicht nur "Actors", sondern auch "Play-Actors" oder eben "Players".Interessant, daß die Schauspieler als "Players" und nicht als "Actors" bezeichnet werden.
― Frank Zappa
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Juli 2023 04:35Warum?
Nun ja, auch ich habe lang überlegt, ob ich den Film vorstellen soll und wie ich es anpacke. Denn der Film berührt ein ausgesprochen sensibles Thema und man kann leicht einen schweren Shitstorm auf sich ziehen, wenn man über ihn schreibt. Also, ich versuche, dem Film gerecht zu werden und gleichzeitig alle Tretminen möglichst zu umgehen. Mal sehen, ob das klappt...
Der Film gehört in den Bereich 'phantastischer Film', d.h. Horrorfilm im weitesten Sinne. Er passt gut zu dem Film 'Westworld', den ich neulich vorgestellt habe, denn auch hier ist das Hauptthema der künstliche Mensch (Android bzw. Roboter). Die Geschichte ist Jahrhunderte alt und geht auf eine Legende zurück, die sich um eine reale historische Person rankt.
Die Geschichte spielt im Mittelalter. Aber alles ist bizarr verzerrt und stilistisch überhöht.
Das hier ist nicht Hogwarts und dieser Mann mit dem spitzen Hut - eine der Hauptpersonen - ist kein Zauberer. Trotzdem besitzt er als Gelehrter 'magische' Kräfte.
Zusammen mit seinem jungen Assistenten erschafft er aus Lehm einen künstlichen Menschen und erweckt ihn durch ein geheimes magisches Wort zum Leben.
Dieser künstliche Mensch ist die eigentliche Haupt- und Titelfigur des Films. Ich habe ihn noch nicht gezeigt, denn sonst wäre es zu einfach.
Der Film ist schwarzweiss und in verschiedenen Farben viragiert.
Wie heisst dieser Film bzw. seine Titelfigur?
Viel Spass beim Raten,
Gruss Andi
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- grafkrokolinsky
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Juli 2023 07:11 - 24 Juli 2023 07:14Ich habe es sofort gewusst, ohne irgendwo geistig zu klauen
Es ist ein Meisterwerk des Jugendstils und Expressionismus
Einer, man kann sagen, deeer erfolgreichste Stummfilm, von Paul Wegener
Es geht um Gefahr für das jüdische Ghetto, und der Golem, aus Lehm erschaffen, soll die Juden vor dieser Gefahr retten…
Danke dafür, dass du diesen Schatz an das Tageslicht gefördert hast
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Juli 2023 08:56 - 24 Juli 2023 08:59'Der Golem - Wie er in die Welt kam'
Deutschland 1920, Regie (et al.), Buch (et al.) und Darsteller des Golem: Paul Wegener
Und du hast auch schon das Filmplakat gezeigt, das selbst ein Kunstwerk ist. Ich füge es hier noch einmal etwas grösser ein:
Der Film wird dem bizarr verdrehten und gewundenen Plakat gerecht. Durch die plastischen, als stabile Bauten errichteten Bühnenbilder von Hans Poelzig wird eine einzigartige, der Realität entrückte und übersteigerte "eigene Welt" geschaffen.
Die Handlung spielt in Prag, der damaligen Hauptstadt und Sitz des kaiserlichen Hofs des Heiligen Römischen Reichs. Es handelt sich um eine Bearbeitung einer alten Legende um den als weisesten aller Gelehrten geltenden Rabbi Judah Löw.
Den gab es wirklich, er starb um 1609 (geboren zwischen 1512 und 1525). Insofern spielt die Geschichte gar nicht im Mittelalter, sondern in der nachfolgenden Renaissance, die aber in Mitteleuropa noch stark gotisch geprägt war, insofern passt es trotzdem ganz gut. Der Gegenspieler des Rabbi Löw in dem Film, der römische Kaiser wäre demnach Rudolf II (Rabbi Löw und Kaiser Rudolf kannten sich wirklich und standen in gelegentlichem persönlichem Kontakt).
Hier ein Wikipedia-Artikel über den realen Rabbi Judah Löw: de.wikipedia.org/wiki/Judah_L%C3%B6w
Die Handlung des Films hat aber - wie auch schon die alte Legende - nicht viel mit realen historischen Ereignissen zu tun. Darüber hinaus wird in dem Film das Judentum sehr unzutreffend dargestellt, wie eine geheimnisvoll okkulte Zauberreligion.
Der römische Kaiser belegt die Juden im Reich mit einem Bann. Um die Juden vor der drohenden Gefahr zu retten, erschafft der gelehrte Rabbi Löw (deutliche Parallelen zur Figur des Faust) aus Lehm einen künstlichen Menschen, den Golem, und erweckt ihn mit einem magischen Wort. Dieses Wort, auf einen Zettel geschrieben, befindet sich in einem sternförmigen Amulett auf der Brust des Golem. Wenn man ihm das Amulett abnimmt, erstarrt er wieder zu totem Lehm. Der Golem ist unvollkommen, hat nicht alle Fähigkeiten eines echten Menschen, so kann er z.B. nicht sprechen und hat einen sehr einfachen Verstand. Aber er besitzt übermenschliche Kraft und kann so seinem Herrn als Knecht zur Hand gehen.
Den Rest der Handlung erzähle ich gleich noch. Ich muss aber zwischendurch was anderes erledigen, bis gleich...
Gruss Andi
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Juli 2023 12:06 - 24 Juli 2023 12:31Rabbi Löw wird an den kaiserlichen Hof geladen, um dort seine Künste zu zeigen. Dort führt er auch seinen Golem vor.
Als der Hofstaat während eines mächtigen Zaubers trotz der Warnung des Rabbi, unter keinen Umständen zu lachen, nacheinem Witz des Hofnarren in Gelächter ausbricht, stürzt das Dach des Saales ein und droht den ganzen Hofstaat zu begraben. Der Kaiser verspricht, die Juden zu verschonen, falls er gerettet wird. Und so geschieht es: Der Golem hält das einstürzende Dach fest, der Kaiser hält sein Versprechen und nimmt seinen Bann zurück.
Wieder zuhause, will der Rabbi dem Golem wieder das Amulett abnehmen. Doch dieser hat einen eigenen Willen entwickelt. Er will leben und wehrt sich. Nur mit Mühe kann ihm der Rabbi das Amulett entreissen, dieser beschliesst, den Golem nicht mehr zu erwecken, sondern in Stücke zu zerschlagen. Doch zuerst muss er in die Synagoge...
Während er weg ist, erweckt der Gehilfe des Rabbi den Golem. Dieser soll den kaiserlichen Junker Florian aus dem Haus werfen, der sich unerkannt in die Judenstadt geschlichen hat, um mit Mirjam, der schönen Tochter des Rabbi heimlich ein paar schöne Stunden zu verbringen. Auf die hat nämlich der Gehilfe selbst ein Auge geworfen. Aber der Gehilfe erweckt eine Macht, die er nicht bändigen kann (klare Parallele zum 'Zauberlehrling' Goethes, der wohl durch die Golem-Legende zu dem Gedicht und auch zu seinem Faust angeregt wurde).
Der Golem wirft den Junker wirklich aus dem Haus und zwar von einem hohen Turm aufs Pflaster, was den Junker augenblicklich aus dem Register der Lebenden streicht. Dann bemächtigt er sich der schönen ohnmächtig zusammenbrechenden Mirjam, steckt das Haus des Rabbi in Brand, was sich zu einem Stadtbrand auswächst, und zieht alles zerstörend durch die Gassen, wobei er Mirjam an den Haaren hinterher schleift.
Am Ende des Films durchbricht der Golem das mächtige Stadttor und tritt hinaus ins Freie, Mirjam lässt er liegen.
Vor dem Tor spielen Kinder, die voller Angst davonlaufen, als sie den Golem sehen. Bis auf das kleinste Mädchen, das dem Golem vertrauensvoll einen Apfel anbietet.
Der Golem freut sich über das Vertrauen und die Zuwendung und nimmt das kleine Mädchen vorsichtig hoch. Das Kind zieht spielerisch an dem magischen Amulett und reisst es dem Golem von der Brust, worauf dieser zu totem Lehm erstarrt und umfällt.
Ende Gelände...
Das war erst mal die Handlung des Films. Weil es sich echt lohnt, ihn sich einmal anzusehen und er in guter Qualität auf Youtube zu finden ist, teile ich hier den Link. Es handelt sich um die sehr gut durch die F.W. Murnau-Stiftung restaurierte deutsche Urfassung:
Ich will später noch etwas schreiben über den Film, aber ich komme erst später dazu....
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- Ratman
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Juli 2023 19:24Ich glaube, den Film miuss ich mir mal antun. In einer Woche hab ich Urlaub, da sollte ich mal etwas Zeit erübrigen können.
― Frank Zappa
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
25 Juli 2023 02:58 - 25 Juli 2023 03:33Meine Interessen liegen hauptsächlich bei 'phantastischen' Filmen, d.h. Horror, Science Fiction etc., wobei ich aber die heute gängige Fantasy im Stil von 'Herr der Ringe' oder 'Game of Thrones' wiederum gar nicht mag mit dem stereotypischen Fake-Mittelalter, mit Burgen, Zwergen, Drachen und muskelgestählten Helden. Ausserdem mag ich Krimis und Thriller. Gern darf es etwas bizarr sein. Und auch eine gute Komödie / Comedy weiss ich zu schätzen.
Dabei interessiert mich auch die Filmgeschichte. Ich stelle gern Verbindungen zwischen Filmen her und finde es spannend, zu verfolgen, wie bestimmte Konzepte und Ideen entstehen und dann immer wieder aufgegriffen und neu variiert werden.
So ist es auch beim 'Golem'. Der Film ist über 100 Jahre alt, aber er ist so perfekt gemacht, dass man ihn heute immer noch mit Genuss betrachten kann. Er ist ein Paradebeispiel eines frühen expressionistischen Films und fast zeitgleich entstanden mit dem ebenfalls deutschen Film 'Das Cabinet des Dr. Caligari' (siehe hier im Thread Seite 14, #15932 ).
Der 'Caligari' wird viel öfter erwähnt und ist bekannter als der 'Golem'. Beide Filme sind bahnbrechend und stilistisch auch heute noch spektakulär. Jedoch, wenn man fair ist, muss man den 'Golem' weit höher einstufen. Während beim 'Caligari' die technischen Mittel und offenbar auch das Budget noch sehr begrenzt waren, kann der 'Golem' mit einem Produktionsdesign aufwarten, das auch heute kaum besser gemacht werden könnte und ist filmisch viel weiter entwickelt.
Beim 'Caligari' wurde aus der Not eine Tugend gemacht. Man konnte bei der Beleuchtung nicht viel variieren, nur halt das Bühnenbild ausleuchten, also malte man bizarre Schatten auf Boden und Wände. Das (freilich extrem künstlerische) Bühnenbild bestand aus billigen bemalten Stellwänden. Viele Szenen spielen im Freien, aber es gelingt dem Film nicht, den Eindruck von "draussen" zu vermitteln. Es ist dem Zuschauer immer klar, dass er hier eigentlich eine gefilmte Theateraufführung auf einer Theaterbühne sieht.
Ganz anders beim Golem, da konnte man offenbar aus dem Vollen schöpfen: Stabile dreidimensionale Bauten einer bizarren Architektur bilden eine beeindruckende Kulisse, Szenen, die im Freien spielen, wurden auch draussen gedreht. Die Szenen sind immer perfekt ausgeleuchtet. Man hatte Scharen von Komparsen und es wurden wirksame Massenszenen choreographiert. Der Sturz des Junkers vom Turm und der Brand der Judenstadt sind spektakulär in Szene gesetzt.
Und so würde ich sagen, der 'Golem' spielt in einer anderen Liga. Das ist nicht nur was für eingefleischte Filmfreaks. Wenn ich nur einen einzigen Stummfilm empfehlen dürfte, dann wäre es dieser, der mit ca. 1h, 15 min auch erfrischend kurz bleibt (noch spektakulärer ist 'Metropolis', aber auch sehr lang).
Warum aber wird der 'Golem' nur recht selten erwähnt?
Ich glaube, es liegt daran, dass es eine jüdische Geschichte ist, die in einem deutschen Film aus nichtjüdischer Perspektive erzählt wird, wenige Jahre vor der Judenverfolgung und dem Holocaust. Da lassen viele Kritiker lieber die Hände davon.
Ist der Film antisemitisch?
Der Film hat sicher keine antisemitische Intention. Die jüdischen Personen werden mehrheitlich eher sympathischer dargestellt als die Christen (v.a. der Kaiser und Junker Florian). Allerdings erkenne ich in manchen Details doch einen gewissen latenten Antisemitismus, der damals wohl zeittypisch war - darauf komme ich später nochmal zurück...
Doch schauen wir uns zuerst einmal an, wie die Juden im Film gekleidet sind. Sie bilden eine mehr oder weniger einheitlich in schwarz gekleidete, fast uniformierte Masse. Dabei fallen zwei optische Symbole der mittelalterlichen Unterdrückung der Juden auf, die damals in den meisten Gegenden eine bestimmte Judentracht tragen mussten (die Auflagen variierten räumlich und im Lauf der Zeit) :
Der Famulus / Gehilfe des Rabbi (Ernst Deutsch)
1) Der spitze Judenhut
de.wikipedia.org/wiki/Judenhut
In vielen Gegenden mussten die Juden im Mittelalter und noch bis ca. 1600 einen Judenhut tragen. Dieser war in der Regel gelb. Der Hut veränderte im Lauf der Zeit seine Form. Im Hochmittelalter war er spitz mit einer Krempe (linkes Bild) wie bei den Hüten im 'Golem' (die aber schwarz sind, nicht gelb). Im Spätmittelalter hatte der Judenhut meist die Form eines Helms, aus dem oben ein stielartiger Fortsatz mit einer Kugel an der Spitze emporragte (rechtes Bild)
2) Der gelbe Judenfleck / Judenkreis
de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Ring#:~:tex...0%9EScheibe%E2%80%9C )%20%C3%BCblich.
In vielen Gegenden mussten die Juden im Mittelalter oft noch bis ca. 1600 einen gelben Judenfleck auf der Brust tragen, oft in Form eines Rings. Diese Form der Kennzeichnung, Ausgrenzung und Diskriminierung wurde von den Nazis wieder aufgegriffen in Form des Judensterns.
Für heute muss das reichen, ich möchte noch mehr dazu schreiben, aber nun wird es mir zu viel auf einmal...
Bis später, Gruss
Andi
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
25 Juli 2023 20:42Es führt zu nichts Gutem, wenn der Mensch versucht, wie Gott zu sein und Leben zu erschaffen.
Der Film war sehr erfolgreich, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, wie auch in den USA.
Dort hatte man gut aufgepasst beim 'Golem' und bei 'Metropolis' (mit Rotwang, einem modernen Faust, der den 'Maschinenmenschen' erschafft) und so wurde 1931 das Thema in Hollywood aufgegriffen mit 'Frankenstein', der zwar auf einem Roman aus dem frühen 19.Jhd. beruht (wohl nicht sehr werkgetreu), aber sehr stark angelehnt ist an diese Filme und sogar einzelne Szenen davon variiert.
In 'Frankenstein' (1931) gibt es eine Szene, wo das (aus Leichenteilen zusammengeflickte und mit Elektrizität wiederbelebte) Monster auf ein kleines Mädchen trifft, das am Rand eines Sees mit Blumen spielt. Das ist deutlich als eine Variation der Schlussszene im 'Golem' zu erkennen, geht aber schlecht aus und endet mit dem Tod des Kindes.
Auch die optische Erscheinung und das Verhalten des Monsters lässt den Golem als wichtiges Vorbild erkennen.
Spätere Mad-Scientist-Filme, die immer auch vor den Gefahren der Wissenschaft warnen und vor Wissen ohne Moral, folgten in grosser Zahl, das Thema ist fast unerschöpflich. Wir hatten hier schon ausser dem Caligari, dem Golem und Metroplis: Die Stadt der verlorenen Kinder / die klassischen James-Bond-Filme / Dr. Seltsam / Forbidden Planet. Und das Thema spielt auch im Tanz der Vampire eine Rolle.
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