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Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
27 Jan. 2023 15:47 - 27 Jan. 2023 15:48Der Untergang der Titanic 1912 war ein reales Drama, das ein Dichter sich nicht besser hätte ausdenken können.
Das riesige 'unsinkbare' Schiff, das neue technische Massstäbe setzte, der Stolz der mächtigsten Nation der Welt, versank im eisigen Atlantik und mehr als die Hälfte der Passagiere mit ihm. Die Menschen an Bord boten einen Spiegel der Gesellschaft, unter ihnen als Passagiere der luxuriösen ersten Klasse einige der reichsten und prominentesten Zeitgenossen, in der schlichten dritten Klasse Tausende armer Auswanderer, die in den USA ihr Glück versuchen wollten. In den beiden nachfolgenden Seegerichtsverfahren und in hunderten von Augenzeugenberichten in der Presse kamen immer mehr Details ans Licht. Es war entscheidend für die Wahrscheinlichkeit zu überleben, welche Klasse man gebucht hatte. Je ärmer man war, desto eher starb man, die Passagiere der unteren Klassen wurden erst zu den Booten gelassen, nachdem man die erste Klasse evakuiert hatte. Die ganze Welt verschlang die Berichte. Nachdem Ende der '80er das Wrack in etwa 4 km Tiefe entdeckt worden war, konnten auch die technischen Umstände besser geklärt werden. Das tödliche Leck, das der Eisberg gerissen hatte, war ein wenige Zentimeter breiter, aber dutzende Meter langer Schlitz, der insgesamt nur eine Fläche von knapp 1,4 qm hatte, weniger als die Fläche einer Tür.
Die Katastrophe wurde einige Male verfilmt, man kann die Titanic-Filme als eigenes kleines Genre bezeichnen. Es ist interessant, sie einmal zu vergleichen. Ich kenne 5 von ihnen.
'Titanic' (1997) USA, Regie James Cameron, mit Kate Winslet und Leonardo di Caprio
Der Film ist ein Mega-Blockbuster, er hielt viele Jahre lang den Spitzenplatz als erfolgreichster Film aller Zeiten, bis er von Camerons 'Avatar' abgelöst wurde. Selbst wenn man den Film nicht mag, kann man ihm nicht absprechen, dass er sehr gut gemacht ist. Cameron ist als Regisseur mit allen Wassern gewaschen und holt das Maximum aus seinem Drehbuch. Das Buch kann man durchaus kritisieren. Die Teile davon, die sich mit dem Untergang des Schiffes beschäftigen, wenn es mal ausnahmsweise nicht um Rose und Jack geht, sind sehr gut. Kein Wunder, sie wurden grossteils aus Eric Amblers Drehbuch von 1958 in den neuen Film übernommen. So ist Camerons Film zu einem nicht unerheblichen Teil eigentlich eine Neuverfilmung von 'A Night to Remember'. Neu geschrieben ist die fiktive Haupthandlung, eine Liebesgeschichte zwischen einer unglücklich verlobten Passagierin der ersten Klasse mit einem Habenichts aus der dritten. Diese erfundene Story, die als Workout für die Tränendrüsen angelegt wurde, und der so viel Platz eingeräumt wurde, dass daneben kaum Zeit für etwas anderes bleibt, war sicher entscheidend für den grossen Erfolg des Films. Gleichzeitig ist die sehr herkömmliche Handlung aber auch der Hauptkritikpunkt, angesichts zahlloser wahrer Dramen, die man hätte verfilmen können. Der dramatische Tiefpunkt ist erreicht, als der verschmähte Schnösel-Verlobte Kate und Jack mit geladener Waffe durch das sinkende Schiff nachrennt und auf sie schiesst. Man wird für die dünne Handlung aber entschädigt durch Camerons virtuose Umsetzung und die perfekt besetzten Winslet und di Caprio.
Ich habe den Film damals als er ins Kino kam und monatelang lief, dreimal gesehen, denn wenn man ein Date mit einer Frau abmachen wollte, war es eine sichere Sache, sie zu 'Titanic' ins Kino einzuladen. Es waren die Frauen, die den Film wegen der Liebesgeschichte sehen wollten, die Männer wurden durch die Dramatik der Untergangsszenen auch gut unterhalten. Man sass im Kino und dachte ""hoffentlich kommt bald der Eisberg, damit es nicht mehr so langweilig ist", man muss eineinhalb Stunden darauf warten.
Trotzdem ist und bleibt Camerons Titanic die Nummer 1 der Verfilmungen.
'Titanic' (1996) Can / USA für TV, mit George C. Scott als Kapitän
Man kann es sich mal anschauen, es ist unterhaltsam genug, aber der Zweiteiler ist im Vergleich mit den anderen Verfilmungen bedeutungslos. Auch hier wurde wie bei Cameron eine fiktive Geschichte ins Zentrum gestellt, die nicht einmal gut ist. Das Thema konnte für eine TV-Produktion nicht adäquat umgestzt werden (Kritik Variety: "... nichts mildert den Verdacht, dass diese schrecklichen, nächtlichen Meerszenen in der Badewanne gedreht wurden.“.).
Letzter Platz, nicht empfehlenswert.
'A Night to Remember' (1958) UK, Buch: Eric Ambler (bestes aller Drehbücher), Regie: Roy Ward Baker
Der Film basiert auf dem Sachbuch von Walter Lord, der die Gerichtsakten und Augenzeugenberichte auswertete. Das ausgezeichnete Drehbuch von Eric Ambler schildert daher reale Ereignisse und die handelnden Personen sind realen Titanic-Passagieren nachempfunden. Die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive des ranghöchsten Überlebenen, des zweiten Offiziers Lightoller, der allerdings (wie die Titanic-Forschung heute meint) viel zu positiv dargestellt wird (aufgrund seiner eigenen Zeugenaussagen).
Interessant ist, dass Cameron einzelne Szenen und sogar ganze Sequenzen aus 'A Night to Remember' übernommen hat.
Sehr deutlich ist das z.B. bei der Sequenz, in der das Schiff mit dem Eisberg kollidiert.
A Night to Remember (1958) / Titanic (1997)
Auch z.B. die Szene mit der Bordkapelle stammt aus dem alten Film und noch manche andere mehr (ich denke, dass etwa 1 Stunde von Camerons Film von Ambler übernommen wurde). Dieser Film zeigte, wie man das Thema angehen und inszenieren muss. Zunächst die gleichgültige Überheblichkeit der Passagiere, die sich weigerten vom warmen unsinkbaren Schiff in die kleinen Boote zu steigen, um aus der Höhe eines Hochhauses an der Bordwand ins kalte Meer hinabgelassen zu werden. Dann die langsam ansteigende Panik, als ihnen das Ausmass der Katastrophe bewusst wird, das Kippen des Schiffes, Passagiere der dritten Klasse, die von den Booten ferngehalten werden, verzweifelte Versuche Einzelner, im Chaos zu überleben. Dramatische Massenszenen, wie etwa die Passagiere, die versuchen, auf dem steil aufragenden Schiff das Heck zu erreichen. All das, was den Film von 1997 sehenswert macht, stammt eigentlich aus 'A Night to Remember'.
Eigentlich ist dies die beste aller Verfilmungen. Ich setze sie nur deshalb auf Platz 2, weil Camerons Film von 1997 diesem durch neue filmtechnische Möglichkeiten und das grosse Budget überlegen ist.
'Titanic' (1953) USA, mit Barbara Stanwyck und Clifton Webb
Auch hier wurde eine fiktive Geschichte ins Zentrum gestellt. Es ist ein schwülstiges Familiendrama. Ein Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat, reist mit ihrem kleinen Jungen auf dem Schiff. Die Frau eröffnet ihrem Mann in einem Streit, dass sie zu Beginn ihrer Ehe eine Affäre gehabt habe und dass sein Sohn nicht von ihm ist. Daraufhin wendet sich der Vater von seinem kleinen Sohn ab, der ihn vergöttert. Als er mit seiner Mutter ins Boot gesetzt wird, reisst er aus. Er will auf dem Schiff bei seinem Vater bleiben. Der Vater erkennt seinen Fehler, die beiden finden wieder zusammen und gehen dann zusammen unter. Schluchz-Faktor höchstens 2 von 10 und auch sonst altbacken und uninteressant. Die Untergangsszenen können 'A Night to Remember' bei weitem nicht das Wasser reichen. Platz 3.
'Titanic' (1943) Deutschland (UFA)
Der Film ist ein übler Nazi-Propaganda-Film. Viel interessanter als der Film selbst, sind die Umstände seiner Entstehung, die der Graf ja oben schon geschildert hat. Ich habe ihn mir angesehen, man findet ihn quasi immer auf Youtube (ich gebe dann später noch Links). Ichb würde sagen, dass der Film zwar filmhistorisch interessant ist, man kann es auch aushalten, ihn durchzustehen, aber (meine persönliche Meinung) auch wenn man mal von der Demagogie des Drehbuchs absieht, es ist einfach auch sonst kein guter Film (er ist schlecht!). Man liest immer wieder, er sei technisch bemerkenswert und es wird immer darauf eingegangen, dass ein paar Einstellungen des Untergangs wegen ihrer guten Tricktechnik in 'A Night to Remember' übernommen wurden. Ich habe extra nach diesen Einstellungen im Film gesucht (es ist nicht leicht, es sind nur wenige Sekunden) und ich sage auch da: Die Bilder des Schiffes, die vom Untergang und die Tricktechnik dieses Films war evtl. 1950 noch bemerkenswert. Ich kann aber überhaupt nichts entdecken, was irgendwie sehenswert wäre, auch im Vergleich mit den anderen Verfilmungen. Also Fazit: Er ist schlecht, schlecht, schlecht. Ich gebe ihm Platz 4, denn er ist von filmhistorischer Bedeutung.
2012, zum hundertjährigen Jubiläum, schaffte es der italienische Kreuzfahrtkapitän Schettino, die Katastrophe noch einmal als absurde Komödie zu wiederholen, indem er mit seinem Schiff 'Costa Concordia' ca. zweihundert Meter vom Strand auf einen Felsen auflief, der das Schiff seitlich aufriss und zum Kentern brachte (da war nur der Meeresboden, der verhinderte, dass es sich nach kieloben drehte). Weil das Schiff nur wenige Meter vom Strand entfernt sank, gab es kaum Tote (sonst wäre es eine Katastrophe von Titanic-Ausmassen geworden), viele Passagiere schwammen selbst an Land. Wenn man einmal vergleicht, wie das Sinken eines modernen plumpen Kreuzfahrt-Dickschiffes abläuft im Vergleich zum Sinken eines vernünftig proportionierten Schiffes wie der Titanic (instabil, hoher Schwerpunkt, seitliches Kippen über die Längsachse, sofortiger Abbruch der Stromversorgung, organisatorisches Chaos, Mannschaft mischt sich unter Passagiere und flieht, kein Einsatz der Boote auf oben liegender Seite möglich durch seitliches Kentern) und welche Mannschaft nach der Kollision besser reagierte, die von 1912 oder die von 2012, so muss man sagen, dass man heute wohl nicht besser dran ist als damals, wenn etwas passiert, sondern schlechter.
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
27 Jan. 2023 20:19Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
09 Feb. 2023 18:43 - 09 Feb. 2023 20:06Absurder Höhepunkt, wie für eine Comedy geschrieben, war das Gespräch des Kapitäns Schettino mit dem Hafenkommandaten von Livorno De Falco (Küstenwache). Das muss man gehört haben, um es zu glauben.
Was noch nicht bekannt war als die Doku entstand: Das Schiff war völlig navigationsunfähig sofort nach der Kollision. Alle Bewegungen, die das Schiff danach noch machte, waren Eigenbewegungen durch Treiben in der Strömung und das eindringende Wasser. Es gab keinerlei Beeinflussung durch willentliche Eingriffe von Seiten der Brücke oder der restlichen Mannschaft.
Es ist unglaubliches Glück, dass nur so wenig Menschen starben (ich glaube, es waren 30), wäre das Schiff nur wenige Meter weiter draussen gesunken, wo es genug Wasser unter sich gehabt hätte, um sich ganz nach kieloben zu drehen oder ganz unter Wasser zu versinken, wären viele hundert Menschen umgekommen. Man muss sich klarmachen, dass die meisten Menschen auf dem Schiff nicht sehen konnten, wie nah sie der Küste waren und auch nicht wussten, in welche Richtung sie schwimmen müssten um an Land zu kommen.
Es wäre interessant, wie man das mal als Spielfilm verfilmen könnte. Ich würde das als makabre Komödie angehen. Die Coen-Brüder wären richtig dafür, z.B. "Schettino, Master of Disaster: How to make a bad thing worse"
Hier die absurde Unterhaltung per Funk zwischen De Falco und Schettino (der sich in einem Rettungsboot befand, sein Schiff versunken mit hunderten Passagieren noch an Bord) mit deutschen Untertiteln:
Gruss Andi
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
09 Feb. 2023 21:39 - 09 Feb. 2023 21:51Hier die dramatischste Sequenz des Films (leider nicht ganz, abgeschnitten vor dem Ende), wenn das Schiff von der Welle getroffen wird und kentert. Das war richtig gut gemacht für die damalige Zeit. Als Kapitän sehen wir Leslie Nielsen (eine kleine Rolle, die eben in dieser Sequenz am Filmanfang endet)
Hier noch der Ohrwurm, den eine Sängerin bei einer Neujahrsfeier auf dem Schiff performt, kurz bevor es kentert (analog zu "My heart will go on" von Céline Dion in Titanic)
Der Film wurde danach 2 bis 3 Mal neu verfilmt, am effektvollsten zuletzt als "Poseidon" (2006), auch hier mit einigen bekannten Schauspielern. Sehr gut und effektvoll (wie es sich für einen Katastrophenfilm gehört) ist die Sequenz, wo die Welle das Schiff trifft und es kentert. Dafür gab es auch einen Preis, ich glaube beste Spezialeffekte beim Oscar 2006 oder 2007. Allerdings sind diese viereinhalb Minuten auch das Beste von dem Film.
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
20 Feb. 2023 09:06Und weil ich heute auch spendabel bin, sind es gleich zwei Filme, die zusammengehören, obwohl zwischen ihrer Entstehung Jahrzehnte liegen.
Nun erst einmal der erste Film:
Einer der Filme - der ältere - ist sehr schlecht, er wurde sogar mal zum "schlechtesten Film aller Zeiten" gewählt und trägt seitdem diesen fragwürdigen Ehrentitel (ich kenne aber viele noch deutlich schlechtere Filme), er ist so schlecht, dass es einen Riesenspass macht, ihn mit Freunden anzuschauen.
Das Drehbuch ist hanebüchen und bei der Umsetzung hat man sich Mühe gegeben, alle filmischen Fehler zu machen, die es gibt. Ab und zu stürzt mal ein Teil der Kulissen um, egal, die Szene ist im Kasten. Auch die Schauspieler haben seltsame Ideen, wie man die Rollen spielen sollte, wie etwa der Polizist, der sich mit der Waffe am Kopf kratzt, etc.
"Greetings, my friend!"
"You are interested in the unknown, the mysterious, the unexplainable. That is, why you are here."
Wie heisst dieser legendäre Tiefpunkt der Kinogeschichte? Oder wie heisst der ebenso legendäre Regisseur / Drehbuchautor / Produzent, der noch mehr solche Klassiker des Grauens abgeliefert hat?
Der zweite Film ist extrem gut und in meiner ewigen Bestenliste weit oben. Er schildert die Entstehungsgeschichte des ersten Films und der übrigen Werke des Regisseurs (und der Filmtitel ist der Name dieses "Meister"regisseurs), aber dazu komme ich später noch. Vielleicht kann ja schon jetzt jemand die Lösung nennen...
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
20 Feb. 2023 18:42― Frank Zappa
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
21 Feb. 2023 23:15 - 21 Feb. 2023 23:57"... AAaand ... ACTION!"
Ed Wood
USA 1994, Regie: Tim Burton
Der zweite Film ist ein sogenanntes 'Biopic', er schildert die Entstehungsgeschichte der drei bekanntesten Filme des legendären Trashfilm-Regisseurs / Drehbuchautors Edward D. Wood junior, der verkörpert wird von Johnny Depp. Ein Kritiker charakterisierte den leidenschaftlichen, aber völlig erfolglosen Filmemacher Wood einmal mit den Worten: "Der Sieg des Wollens über das Können."
1.) Glen or Glenda (1953):
Ed Wood bekommt die Chance, für einen Schmuddelfilmproduzenten eine Story über einen Mann zu drehen, der sich mittels einer Operation zur Frau umwandeln liess, Arbeitstitel "I changed my sex". Er kann mit einem Trumpf aufwarten, denn er hat einen echten Star an der Hand, den legendären Dracula-Darsteller und Horrorfilm-Schauspieler der '30er, Bela Lugosi, im Film beeindruckend dargestellt von Martin Landau, der dafür den Oscar (Nebenrolle) und zahlreiche weitere Preise erhielt. Lugosi ist mittlerweile völlig vergessen, alt, drogensüchtig und mittellos (Der Produzent: "Wer? Lugosi? Ich dachte, er wäre tot."). Er und Wood treffen sich zufällig und werden Freunde.
Wood, der auch für das Drehbuch zuständig ist, liefert nicht die versprochene Geschichte ab, sondern wirbt um Verständnis für seine eigene geheime Leidenschaft, er ist ein Crossdresser, der sich gern als Frau zurecht macht. Er spielt selbst die Hauptrolle. Dazwischen immer wieder eingestreut sind Szenen mit Lugosi als 'Erzähler' (die Texte sind surreal) in einem Set mit Skeletten und anderen Horrorfilm-Requisiten, die nichts mit der übrigen Handlung zu tun haben, was den Film noch skurriler macht. Der Film ist so fremdartig, dass es unmöglich ist, ihn zu vermarkten. Er floppt katastrophal und Ed Wood wird von dem Produzenten gefeuert. Woods Lebensgefährtin Dolores Fuller (Sarah Jessica Parker) kann es nicht ertragen, dass er sich nun öffentlich als Crossdresser (im Film "transvestite") bekennt und verlässt ihn.
2.) Bride of the Monster (1955)
Wood, der mit einem unzerstörbaren Optimismus und einem anziehenden Wesen ausgestattet ist, hat neben Lugosi ein buntes Volk von Hollywood-Losern um sich geschart. Da ist der furchterregend aussehende Koloss Tor Johnson, ein früherer Wrestler, "Bunny" Breckinridge (dargestellt von Bill Murray) mit transsexuellen Neigungen, der immerzu davon redet, sich zur Frau umwandeln zu lassen, gern auch laut in der Öffentlichkeit ("Goodbye, penis!"), aber es doch nie tut. Er dreht mit ihnen den klassischen Mad-Scientist-Horrorfilm "Bride of the Monster", natürlich mit Lugosi als verrücktem Wissenschaftler. Der Film ist katastrophal unterfinanziert, ein wichtiges Requisit - ein riesiger Oktopus - muss nachts vom Studiogelände eines Filmstudios gestohlen werden. Mittendrin geht trotzdem das Geld aus und die Truppe wird aus ihrem Studio geworfen. Schliesslich findet Wood einen Wurstproduzenten, der sich zur Finanzierung bereit erklärt unter zwei Bedingungen: Sein Sohn, der sich als katastrophal unbegabt erweist, spielt die Heldenrolle und der Film endet mit einer riesigen Explosion. Kein Problem für Wood, er montiert eine fremde Aufnahme ("Stock-Footage") einer Atombombenexplosion in den Film und gibt dem Sohn die Hauptrolle.
Bei der Premiere wird der Film vom Publikum niedergeschrien und die Akteure müssen vor den aufgebrachten Kinobesuchern fliehen.
Hier der berühmt gewordene Monolog des verrückten Wissenschaftlers, beeindruckend vorgebracht von Martin Landau:
3.) Plan 9 from Outer Space (1959)
Bela Lugosi stirbt und wird in seinem Dracula-Kostüm bestattet. Ed Wood hat seinen besten Freund verloren und steht ohne Star da, aber ihm bleiben wenige Minuten Film mit Lugosi, die er einmal als Probeaufnahmen gedreht hatte. Er kann seinen Vermieter, der in der Baptistengemeinde engagiert ist, davon überzeugen, dass die Baptisten seinen neuen Film finanzieren.
Seine Truppe wird komplett mit dem Hellseher und Wahrsager Criswell (Jeffrey Jones), der von sich behauptet, in einem Sarg zu schlafen, bekannt aus der Serie "Criswell predicts" und der gefeuerten TV-Horrordarstellerin Vampira (Lisa Marie) ("Kann ich die Rolle nackt spielen?" - "Äh, nein!")
Er entwirft um die zwei Minuten Aufnahme mit Lugosi herum eine absurde Handlung von UFOs und Ausserirdischen, die die Toten wiedererwecken.
Als eine Bedingung müssen sich alle Filmcrew-Mitglieder als Baptisten taufen lassen. Weil der Koloss Tor Johnson nicht ins Taufbecken passt, findet die Zeremonie in einem Pool statt.
Weil bei dem unterfinanzierten Projekt jeder Cent gespart wird, fährt Vampira im Bus zum Drehort, fertig geschminkt und im Dominakostüm.
Die chaotischen Dreharbeiten werden eingehend geschildert.
Ich will es nicht noch mehr in die Länge ziehen.
Ich mag den Film sehr und finde, er ist perfekt. natürlich muss man dem etwas bizarren Thema etwas abgewinnen können. Der Film beruht auf einem dokumentarischen Buch und mehreren Dokumentarfilmen mit Aussagen der überlebenden Beteiligten. Durch das vielfache Ranking von "Plan 9 from Outer Space" als schlechtester Film, fanden die Filme Ed Woods neues Interesse und es bildete sich schon vor Burtons Film eine grosse Fanbase von Filmfreaks.
Hier noch das schöne und aufwendige Intro des Films, ganz im Stil von Ed Wood mit etlichen Bildzitaten, d.h. wenn Wood es geschafft hätte, das umzusetzen, was er wollte, würde es wohl so aussehen:
"AAaand CUT!"
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- andi2
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
22 Feb. 2023 21:46Hier noch ein kleines Filmrätsel, ganz kurz und vermutlich viel zu einfach für euch. Eine Trilogie aus vier Filmen. Immer die gleichen Hauptdarsteller. Und was hat eine Eissorte damit zu tun? Na?
― Frank Zappa
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
23 Feb. 2023 21:17Hrrhrr... Ich wusste, dass diese Frage kommt. Aber nein, diese Serie ist es nicht.Ist es „Eis am Stiel“?
Noch ein Tipp: In allen vier Filmen der Trilogie spielen die gleichen beiden männlichen Hauptdarsteller.
― Frank Zappa
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
23 Feb. 2023 23:25Alle Filme haben die gleichen Hauptdarsteller, das wäre nicht ungewöhnlich, falls sie immer die gleiche Person spielen.
Also spielen sie in diesen Filmen evtl. verschiedene Rollen.
Das mit dem Eis kann ich gar nicht einordnen.
Ich komme auf keine gute Idee.
Ich rate wild und sage, vielleicht ist es die "Dollar-Trilogie" von Sergio Leone, obwohl es nicht so richtig passt.
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
23 Feb. 2023 23:55 - 24 Feb. 2023 00:01An die „Dollartrilogie“ glaube ich nicht so recht
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Feb. 2023 00:06 - 24 Feb. 2023 00:08Ich habe gegoogelt und ich glaube, ich weiss es jetzt. Die britische Trilogie ist nach einer EisSORTE benannt, die in allen Filmen vorkommt, in verschiedenen Farben. Das ist eine Anspielung auf die 3-Farben-Trilogie von Kieslowski. Ich prophezeie mal: Das wird keiner erraten...
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Feb. 2023 00:28 - 24 Feb. 2023 00:29Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
24 Feb. 2023 23:53"Blood" ist damit klar, aber warum "Ice Cream"? Nun, weil als Running Gag in jedem Film eine Szene enthalten ist, wo eine bestimmte Cornetto-Eissorte vorkommt. Und wie Andi schon sagte, ist die Trilogie eine Anspielung auf die Drei-Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs und Drehbuchautors Krzysztof Kieślowski.
Neben den beiden Hauptdarstellern Simon Pegg und Nick Frost spielt auch ein Großteil der anderen Schauspieler in allen drei Filmen mit.
Tja, und warum habe ich euch mit einer "Trilogie aus vier Filmen" verwirrt? Nun, Simon Pegg und Nick Frost haben auch noch in einem anderen Film gemeinsam vor der Kamera gestanden, nämlich bei Paul – Ein Alien auf der Flucht . Dieser gehört aber nicht offiziell zur Cornetto-Trilogie, denn bis auf die Tatsache, dass Pegg und Frost hier wieder Kumpels spielen, die diverse schräge Abenteuer erleben, hat dieser Film nichts mit der Three Flavours Cornetto Trilogy zu tun. Und es kommt auch kein Cornetto-Eis drin vor. Für mich gehört der Film jedoch trotzdem irgendwie dazu, auch wenn der Humor hier anders ist, weniger britisch, aber dafür mit extrem vielen Anspielungen auf Science-Fiction Filme oder Orte wie die Area 51.
Wer Star Wars, Star Trek, Alien und Co kennt, wird bei diesem Film auf seine Kosten kommen
― Frank Zappa
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Re: Gute Filme, Filmszenen zum Raten, kurz: alles über Film
25 Feb. 2023 23:56Groucho: Sie sind also Japaner, Sie kommen aus Japan.
Tor: Ich komme aus Schweden, das ist in Europa.
Groucho: Interessant! Aus welcher japanischen Stadt kommen Sie denn?
Tor: Aus Stockholm, das ist eine schwedische Stadt.
Groucho: Ich wusste gar nicht, dass es in Japan schwedische Städte gibt.
usw...
Purer Blödsinn gepaart mit einem Schuss Sadismus, hat mich sehr an manche deutsche Komiker der 90er erinnert, z.B. Wigald Boning.
Hier noch eine interessante Doku über Ed Wood und seine Filme von 1995, irgendwo darin findet man auch diesen Ausschnitt:
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