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Die Welt der Uhren

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Re: Die Welt der Uhren

23 Sep. 2022 04:52 - 23 Sep. 2022 05:31
#13927
Ich habe ja vor ein paar Tagen erzählt, dass ich mir den Seiko Quarzchronometer gekauft habe.
Und jetzt meine-günstige-Neuerwerbung, die Kundo Spacetimer Uhr mit Empfang für das Signal des Langwellensenders in Mainflingen bei Frankfurt, DCF77.
Die für den Empfang notwendige Ferritantenne ist im (Batterie)Werk integriert. Das Signal kommt stündlich, eine Armbanduhr 1mal täglich, das reicht aus, um die evtl. Quarzungenauigkeit bei ihr zu korrigieren! Dagegen bei der Bundesbahn kommt es auf die absolute Genauigkeit und Pünktlichkeit an - unser „Eisenbahner“ wird es bestätigen (hoffe ich wenigstens) - da kommt das Funksignal jede Minute, und synchronisiert sämtliche DCF-Uhren der DB.
Für mich persönlich ist es jetzt deshalb interessant, weil ich beide Uhren im Blickfeld habe, und als „Mutteruhr“ die präzise Zeit der Kundo-Uhr bestimmend ist! Und da ist auf den Foto schon eine Abweichung von fast einer Sekunde (+) bei der Seiko zu sehen! Gefällt mir gar nicht! Denn laut Werksangabe bzw. Gangzertifikat nur 9 Sekunden im Jahr! Und 12 Tage ist sie jetzt erst bei mir! Aber ich nehme mal an, das ist wie mit der Werksangabe beim Spritverbrauch für Automobile. Kann mir jemand bestätigen, ob das im Alltagsverbrauch identisch ist? Wohl kaum, da könnte ich fast wetten!

Fast hätte ich es vergessen: Funkuhr Zeitabweichung eine (1) Sekunde / 150 000 Jahre!!!

Gruß Paul
Letzte Änderung: 23 Sep. 2022 05:31 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

27 Sep. 2022 00:31
#13964
Sorry,  aber  hier  muß  ich  kurz  widersprechen.  Die  Zeit,  bei  der  die  (ortsgebundenen) Uhren  der  Bahn  allesamt  funkgesteuert  waren,  sind  schon  lange   vorbei!
Unter  der  Ära   Mehdorn  wurde  auch  hier  gespart,  man  wollte  an  die  Boerse!
Als  erste  Maßnahme  wurden  massenhaft  Uhren  in   betriebsinternen  Gebäuden   abmontiert,  entweder  ersatzlos   oder  durch   billige  Discounter-Quarz-Uhren  ersetzt,  das  DCF-Signal  kostet  schließlich  Geld.

Zumindest  an  Bahnhoefen  und  Bahnsteigen  ist  man  -sofern  keine  elektronischen  Informations-Anzeigen  ( Laufband)  vorhanden  sind-  inzwischen   wieder   überwiegend  auf  Steuerung  per  DCF-Signal  zurückgekehrt.  Aber,  ich  vermute  mal,  in   "ausgedünnter  Form",   also  seltenerer   Aktualisierung.   

Vor  einigen  Jahren  nämlich   ging  mal  was  bei  der  Sommerzeitumstellung  schief:  Ab  Bahnhof  Postbauer-Heng   (  für  ortsfremde  Leser:  erster  Bahnhof  in  der  Oberpfalz  auf  der  Strecke  Nürnberg-Regensburg)  zogen  die  Uhren  nicht  mit,  blieben  auf  Winterzeit!  Anlaß   genug,  unsere  oberpfälzischen  Kollegen  zu  necken:   "  Man  sieht´s  ja  schon  an  der  Uhrzeit,  daß  ihr  hintendran  seid"!  (Oberpfalz  und  Franken  ist  so  ähnlich  wie  Koeln  und  Düsseldorf.)  

Gruß
Fritz
Gruß Fritz
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Re: Die Welt der Uhren

27 Sep. 2022 05:25
#13967
Fritz,
morgen, ah Heute, ein interessanter Link von mir zu den Bundesbahnuhren!
Gruß Paul
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Re: Die Welt der Uhren

27 Sep. 2022 08:13
#13968
Zumindest  an  Bahnhoefen  und  Bahnsteigen  ist  man  -sofern  keine  elektronischen  Informations-Anzeigen  ( Laufband)  vorhanden  sind-  inzwischen   wieder   überwiegend  auf  Steuerung  per  DCF-Signal  zurückgekehrt.  Aber,  ich  vermute  mal,  in   "ausgedünnter  Form",   also  seltenerer   Aktualisierung.   
 
Hm... Ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass es Sache der Uhr selbst ist, wie oft sie sich aktualisiert? Das Funksignal wird doch permanent ausgestrahlt, also könnte sich doch eine Uhr - ausreichenden Empfang des Signals vorausgesetzt - im Prinzip so oft aktualisieren, wie sie möchte, oder? Verstehe ich da was falsch?
 
“There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life.”
― Frank Zappa
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Re: Die Welt der Uhren

27 Sep. 2022 12:15
#13972
Wie  genau  da  die  Zusammenhänge  liegen,  entzieht  sich  leider meiner  Kenntnis.  Damals  gab  es  eben  eine  Weisung für  Mitarbeiter,  daß  die DCF-gesteuerten   Uhren  aus  Kostengründen  zurückgebaut  werden,  bzw  deren   Anzahl  stark  reduziert  wird. 
Da  ist  es  durchaus  moeglich,  daß  die  Uhren  an  sich,   bzw  deren  Wartung,  zu  teuer  waren. Einer  der   Monteure   meinte  dazu,   die  Nutzung  des  Signales   wäre   nur  noch für  Privatpersonen   kostenfrei.  

Im  selben  Zeitraum  wechselten  wir  den  Mobilfunk-Anbieter,   es  ist  also  ebenfalls  denkbar,  daß  das  Signal  an  einem  Knoten  empfangen  und  dann  wie  in  uralten  Zeiten  von  dort aus  per  Telefonnetz  weitergeleitet   wird .

Ja,  wir  hatten   ein  eigenes,  autarkes Telefonnetz,  BASA  (BahnSelbstanschlußAnlage),  noch  aus  Zeiten,  als  es  noch  nicht  überall   "normales  Telefon"  der  Post  gab,  das  wurde  an  Mannesmann   verkauft  und  in  Teilen  zurückgemietet. Ein  Nullsummenspiel,  Wartung  gespart,  Betriebskosten  erhoeht!
Fakt  ist  jedoch,  daß  nachts   manche  DCF-Bahnsteig-Uhren  etwas   "schwächeln",  d.h.  eine  Abweichung   von  1 bis  2  Minuten  aufweisen,  dann  aber  an  allen  Uhren  des  betroffenen  Bahnhofes  gleichzeitig!
Leider  kenne  ich  keinen  Signaltechniker  mehr,  der  technisch   noch  auf  dem  aktuellen  Stand  ist,  um  das  Thema   aufzuklären.


Gruß   Fritz    
Gruß Fritz
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Re: Die Welt der Uhren

27 Sep. 2022 22:36 - 27 Sep. 2022 22:39
#13980
So,  ein  Versuch  ein  Bild  hochzuladen:

Anhang wurde nicht gefunden.

Anhang wurde nicht gefunden.

Anhang wurde nicht gefunden.

Gruß Fritz
Letzte Änderung: 27 Sep. 2022 22:39 von Altwarenfetischist1.

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Re: Die Welt der Uhren

28 Sep. 2022 04:54 - 28 Sep. 2022 05:08
#13985
Lieber Fritz,
ich habe dir ja etwas interessantes und zugleich amüsantes versprochen!
Hier der Link dazu: „Die Bahnhofsuhren von Weilheim“
Viel Spaß beim Lesen:
phalos-werkstatt.de/2019/01/15/die-bahnhofsuhren-aus-weilheim/

Vielleicht auch noch interessant für dich, unter „Neueste Beiträge“
„DB-Sperrsignal von 1955“ 

 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 28 Sep. 2022 05:08 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

29 Sep. 2022 00:21 - 29 Sep. 2022 01:05
#13999
Erlaube mir mal meine „Glasenuhr“ vorzustellen.
Von August Schatz & Söhne.
Sie hat ein mechanisches 8-Tage Werk mit Schlagwerk, dass die „Glasen“ schlägt.
Das Glasen kommt von der Seefahrt, genauer genommen, der Handelsmarine. Das letzte Schiff bei der es noch üblich war, das war die „Gorch Fock“. Sicher bei den meisten bekannt hier. Näheres am Ende des Beitrags.

Nun zum „Glasen“ selbst:
Der Ausdruck kommt vom Stundenglas mit Sand gefüllt, das alle halbe Stunde umgedreht werden mußte. Dem Vorläufer der mechanischen Zeitmesser. Die Wachen auf den Schiffen waren in vier Stunden Rhythmus eingeteilt. Jeder Matrose hatte Vier Stunden Woche und acht Stunden Freiwache. Die erste Wache begann um 4,00 Uhr früh mit 4 Doppelschlägen, 4,30 war der erste Schlag, um 5,00 Uhr ein Doppelschlag, 5,30. Uhr ein Doppelschlag und ein Schlag und so weiter, bis um 8,00 früh wieder die neue Wache begann, mit 4 Doppelschlägen.
 


Noch ein paar Worte zur Gorch Fock:
Die Gorch Fock - benannt nach den gleichnamigen Schriftsteller - wurde 1958 in Dienst gestellt, als Segelschulschiff der Bundesmarine, deshalb ohne Bewaffnung. Länge 90 m, Breite 12 m, Besatzung 222, die Segelfläche über 2000 Quadratmeter!
Sie ist nach sechsjähriger Sanierung -von 2015 bis 2021- wieder im Heimathafen Kiel. Die Kosten dafür stiegen von den geplanten 10 auf 135 Millionen Euro!

Hier ein Bild davon
 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 29 Sep. 2022 01:05 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

29 Sep. 2022 23:16 - 29 Sep. 2022 23:46
#14019
Heute präsentier ich hier eines der schönsten verbauten Uhrwerke, das 

IWC CALIBER 9828

19 Jewels
Handaufzug
Reserve 54 h
Frequenz 18 000
1750 Stück produziert 
eingebaut in der IWC Portugieser Jubilee

Die „Portugieser“ ist eine de ältesten und bekanntesten Uhren von IWC.
Ende der 1930er Jahren fertigte IWC eine relativ große Armbanduhr mit sehr ganggenauen Taschenuhrenkalibern für zwei portugiesische Händler. Dafür benutzte man die Savonette Taschenuhren Werke 74 und 98. Die sichtbar größere und auch sehr auffällige Armbanduhr wurde 1939 der Öffentlichkeit präsentiert.
1993 erschien die neue „Portugieser“ mit limitierter Sonderserie und bildete den Ausgangspunkt der heute bekannten Uhrenreihe.

 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 29 Sep. 2022 23:46 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

29 Sep. 2022 23:49 - 29 Sep. 2022 23:57
#14020
Andi, du bist ja der Spezialist für fast alle Uhrwerke, weist du noch was besonderes dazu, außer ihren exorbitanten Preis?
Die Uhr selbst (Zifferblatt) ist eigentlich nichts besonderes, finde ich.
Im UF war eine Diskussion, entweder die JLC Reverso, oder die Portugieser?
Einhellige Meinung, die Reverso, macht optisch „mehr her“!
Da der Fragesteller sich in „gehoben Gesellschaftsschichten“ bewegt!
Gruß Paul
Letzte Änderung: 29 Sep. 2022 23:57 von grafkrokolinsky.

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Re: Die Welt der Uhren

29 Sep. 2022 23:56 - 30 Sep. 2022 00:08
#14021
Noch zum Thema Glasen und Glasenuhr.

Von Ingraham (USA) gab es von 1938 bis ca. 1968 eine Billig-Taschenuhr ('dollar pocket watch') für Seemänner: die 'Ingraham Seven Seas'. Auf dem Zifferblatt waren die üblichen Deckwachen auf US-amerikanischen Schiffen angegeben. Das Zifferblatt-Design haben die sich damals sogar schützen lassen:
 
Bild von  www.worthpoint.com/worthopedia/ingraham-...seven-seas-524151761
Man findet auf Ebay regelmässig Angebote dieser Uhr.

@Grafkrokolinsky: Dieses IWC-Werk ist schon erste Sahne, das Werk ist nicht nur technisch hochwertig, sondern auch noch schön gestaltet und mit Zierschliff. Die Portugieser-Zifferblätter entsprechen halt dem schlicht-militärischen Stil des Art-Deco, wie er bei Dienstuhren oft zu sehen ist. Das war damals sicher beliebt, so wie heute das Taucheruhrendesign mit viel Leuchtmasse und einer Drehlünette. Mir gefällt das auch , mindestens gleich gut wie das eckige Reverso-Design (die war ursprünglich eine Sportuhr, keine Dresswatch).
Man findet diesen Stil ja heute noch bei Retro-Uhren, wie etwa bei Dornblüth oder beim Henschel 'Hafenmeister', auch diese Uhren mit Taschenuhrwerk. 
Mehr kann ich dazu nicht sagen, IWC ist ausserhalb meiner finanziellen Reichweite und deshalb weiss ich da nicht viel.

Gruss Andi
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 30 Sep. 2022 00:08 von andi2.
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Re: Die Welt der Uhren

29 Sep. 2022 23:59
#14022
Danke, hab‘ sie auch schon gesehen, mit Erklärung der Zeiten.
Gruß Paul

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Re: Die Welt der Uhren

30 Sep. 2022 13:30 - 30 Sep. 2022 17:31
#14032
[

Lokomotiv-Uhr  aus  den  1960 bis  frühen 1980ern,  diese  hier  aus  einer E-Lok der  BR 140.  Im  runden  Loch  unter  sitzt  üblicherweise   eine  Rändelschraube,  damit  der  Blechrahmen   zum  Aufziehen  nach  oben  geklappt  werden  kann.
Der  Holzrahmen    dient  nur  zum  Aufstellen  der  Uhr,  ist  Eigenbau und   auf  der  Lok  nicht  vorhanden  
Gruß Fritz
Letzte Änderung: 30 Sep. 2022 17:31 von Ratman.
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Re: Die Welt der Uhren

01 Okt. 2022 00:41 - 01 Okt. 2022 10:47
#14040
Und,  heutzutage,   mit  nicht  immer  aktueller   Zeitanzeige,    -das  System   aktualisiert  sich  nur  noch  bei  jeder  Werkstatt-Abfrage,   das  kann   einige  Wochen  dauern,  wenn  keine  Reparaturen  anliegen, -   die  derzeitige    "Uhr" !
Einzige   korrekte  Anzeige   der  Zeit  ist  die  im  Funk-Gerät! 
Blick:   
Gruß Fritz
Letzte Änderung: 01 Okt. 2022 10:47 von Ratman.
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Re: Die Welt der Uhren

01 Okt. 2022 01:46 - 01 Okt. 2022 01:46
#14043
Menschenskinder, da fällt mir dazu ja ein, der Ratmann Tom hat bei seiner Uhrenaufzählung die Lokführeruhren total vergessen!
Gruß Paul
Letzte Änderung: 01 Okt. 2022 01:46 von grafkrokolinsky.

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Re: Die Welt der Uhren

01 Okt. 2022 05:37
#14046

Ja,  wir  hatten   ein  eigenes,  autarkes Telefonnetz,  BASA  (BahnSelbstanschlußAnlage),  noch  aus  Zeiten,  als  es  noch  nicht  überall   "normales  Telefon"  der  Post  gab,  das  wurde  an  Mannesmann   verkauft  und  in  Teilen  zurückgemietet. Ein  Nullsummenspiel,  Wartung  gespart,  Betriebskosten  erhoeht!

 
Hier ein sehr interessanter Artikel dazu:

“Folgenschwere Bahn-Telefonie“

www.nd-aktuell.de/artikel/894701.folgens...-bahn-telefonie.html

 
Gruß Paul

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Re: Die Welt der Uhren

02 Okt. 2022 23:52 - 03 Okt. 2022 00:19
#14069
Die hier gezeigte Anlage,  mit drei synchron geschalteten Hauptuhren, die von 1956 bis 1994 zentral sämtliche Bahnhofsuhren in Südbayern steuerte, das wäre mein Traum gewesen!
Vorausgesetzt, ich hätte genügend Platz im Flur. Anschlüsse natürlich im Blindmodus, aber ich hätte mir bestimmt einen Experten für Mutteruhren geholt, er hätte dann sicher die Hauptuhren zur synchronen Zeitanzeige gebracht.
Diese Anlagen konnte man für relativ geringes Geld-sozusagen als „Meterware“-bei Außerbetriebsetzung kaufen.
Zu den Uhrenanlagen - speziell zu dieser - sie waren überwiegend in öffentlichen Gebäuden, Krankenhäuser, Schulen, Flughäfen, und letztendlich in großen Bahnhöfen wie die hier gezeigte, installiert. Die DB hat lange Zeit riesige synchronisierte Netze betrieben, in denen die Bahnhofsuhren nur minimalste Abweichungen hatten!
Eine Uhrenanlage wie diese besteht immer zuerst aus der Stromversorgung, dann aus der Haupt-bzw. Mutteruhr, und dann zu den von ihr gesteuerten Neben-oder Tochteruhren. Diese Uhrenanlage ist mit zusätzlichen Signaleinrichtungen für Fahrkartenentwerter, elektronische Zeitansage, zusätzlich noch Stech-und Stempeluhren, Frankiermaschinen, Fahrkartenausgabe, und vieles mehr ausgestattet. Es besteht sogar die Möglichkeit diese Hauptuhren von einen übergeordneten Zeitdienst aus fernzusteuern! Bei Stromausfall werden die Impulse gespeichert, um sie wieder bei Spannung selbstständig nachzuregulieren.
 Viele, vor allen sehr große Anlagen verfügen über ein Notstromaggregat, dann erübrigt sich die Nachlaufeinrichtung zur Korrektur.
Die Acrylglasblenden waren natürlich während des Betriebes nicht angebracht.

So liebe Freunde, habe euch hier diese Anlage in Kurzform vorgestellt, bzw. erläutert, ich würde mich freuen, wenn es bei manchen auf Interesse stoßen würde.
Wie ihr seht, hat die „Welt der Uhren“ sehr vielfältige Nuancen, Interessengebiete, Konstruktionen, zum Teil auch Neuland für viele, kurz gesagt ein unerschöpfliches Thema. Freuen wir uns gemeinsam, dass unser Hobby immer wieder neue Überraschungen bietet!
Deshalb auch noch mein besonderen Dank an @Andreas1961 für die Geburt dieses Threads!


 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 03 Okt. 2022 00:19 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

09 Okt. 2022 06:34 - 09 Okt. 2022 06:41
#14152
Und jetzt gehen wir ein paar Jahrhunderte zurück, nämlich in das Jahr um 1610.
Zu dieser Zeit entstand dieses Wunderwerk an Uhr!
Es ist die Figurenuhr - Kentaur. Sie stammt von Melchior Mair, und ist im kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern.
(Noch eine persönliche Anmerkung von mir: Solche wunderbare Arbeiten gehören wohlgemerkt in ein Museum, wo sie der Allgemeinheit zugänglich sind, und nicht in Privathand, wie es leider allzu oft der Fall ist)


  .
 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 09 Okt. 2022 06:41 von grafkrokolinsky.
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Re: Die Welt der Uhren

11 Okt. 2022 02:09 - 11 Okt. 2022 02:17
#14171
Dann gehen wir doch gleich noch etwas weiter zurück, in die Anfangszeit gedruckter Bücher.

Mit dem Buchdruck (seit ca. 1450) waren Bücher erstmals keine Einzelstücke mehr, sondern es wurden ganze Auflagen der Werke hergestellt. Bücher wurden nicht nur verfügbar, sondern auch erschwinglich, wenn auch nur für gut Betuchte. Die Bücher waren oft auch reich illustriert, meist mit Holzschnitten. 

Peter Apian, ein Gelehrter (Mathematiker, Astronom, Kartograph, Kosmograph) und Professor der Universität Ingolstadt war offenbar auch ein guter Geschäftsmann und gründete eine Buchdruckerei, wo er u.a. seine eigenen Werke drucken liess. Und er hatte auch eine gute Idee für Bücher, die sich gut verkaufen liessen. Damals waren zwar schon die ersten tragbaren Dosenuhren gebaut worden und es gab auch Turmuhren. In der Regel wurden aber Geräte zur astronomischen Zeitmessung verwendet (Sonnenuhren, Astrolabien und Messquadranten). Apian brachte Bücher heraus mit von ihm entworfenen Quadranten und anderen Messinstrumenten. Die Geräte wurden in diesen Büchern nicht nur erklärt, sondern es gab darin Tafeln mit den Diagrammen der Quadranten, die ausgeschnitten und auf Holz aufgezogen werden konnten.
So konnten mit Hilfe der Bücher die Geräte ohne grosse Mühe nachgebaut werden (Leider fehlen deshalb auch oft Seiten mit den Geräten in den überlebenden Büchern).Nun kann man leider solche frühen Drucke in den Bibliotheken, wo sie heute lagern, nicht einfach durchblättern oder gar Kopien einzelner Seiten erstellen, um die Geräte nachzubauen.

Zum Glück gibt es aber von vielen Bibliotheken mittlerweile Digitalisate solcher frühen Drucke, die auf dem Internet frei verfügbar sind. Die Qualität der Digitalisate ist allerdings von Bibliothek zu Bibliothek stark unterschiedlich, es kommt darauf an, ob die Fotografien sorgfältig hergestellt wurden (was z.B. bei Google Books meist nicht der Fall ist) und auf die Auflösung und Bildqualität, die zugänglich gemacht wird.

Einige Bücher Apians liegen in sehr guter Qualität vor. Ich habe schon mehrere seiner Geräte nachgebaut.


Titelblatt aus dem grossen, zusammenfassenden Werk "Instrumentbuch" von 1532, das auf deutsch gedruckt wurde (viele Werke Apians lateinisch). Die abgebildeten Personen benutzen Messgeräte und Methoden aus dem Buch: Der Mann ganz links misst die Zeit mit Hilfe der zirkumpolaren Sterne und nutzt dazu Apians "Fingeruhr". Der Mann ganz rechts benutzt zum selben Zweck eine Sternenuhr (Nocturlabium). Der Zweite von links mit dem flachen Hut nutzt einen Stundenquadranten, der für eine bestimmte nördliche Breite ausgelegt ist, der Zweite von rechts benutzt einen Universalquadranten Apians für alle Breiten vom Äquator bis 66,5°N, das sogenannte "Horoscopion", im Hintergrund steht ein Mann mit einem Jakobsstab und vermisst einen Turm.

 
Stundenquadrant für 47, 48 und 49°N (ausgelegt für 48°N)

 
 
Rückseite des Quadranten mit einer Rotula aus 5 Scheiben (sehr leistungsfähiges Gerät, v.a. zum Finden der genauen Position des Mondes). Die Zeit kann gemessen werden mit Hilfe der Sonne, des Mondes, oder bestimmter Sterne.

 
Das komplizierte "Horoscopion" ist ein Universalquadrant für alle Breiten vom Äquator bis 66,5°N, mit der Sonne, dem Mond, oder bestimmten Sternen. Auf der Rückseite ist ebenfalls die Rotula anzubringen.

Ich habe die Geräte nachgebaut, wobei ich bei der Rotula einige Daten für die heutige Zeit neu berechnen musste (Goldene Zahl, Position der Sterne, Mondknotenposition, Julianischen durch Gregorianischen Kalender ersetzen).

Leider kann ich keine aktuellen Fotos zeigen, weil ich zur Zeit nicht zuhause bin, aber ich hole das natürlich später gern nach, falls Interesse besteht.

Hier könnt ihr selbst im Instrumentbuch (1532) von Peter Apian blättern und lesen:
www.e-rara.ch/zut/content/zoom/367204

Gruss Andi

 
UTAMOH THUMO

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Re: Die Welt der Uhren

11 Okt. 2022 02:21 - 11 Okt. 2022 02:23
#14172
Danke für den wirklich interessanten und auch aufschlussreichen Artikel, der zeigt wie schon damals „findige Köpfe“ sich Gedanken über die (genaue) Zeitmessung machten unter Zuhilfenahme der Gestirne!
Gruß Paul
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