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Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

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Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

07 Sep. 2023 19:45 - 07 Sep. 2023 21:04
#18083
Die Lancierung der Moonswatch, einer Uhr mit Designanleihen an die ikonische Omega Speedmaster Moonwatch durch die Uhrenmarke Swatch vor etwa eineinhalb Jahren, war ein Riesenerfolg.

Mit einem Preis von etwa 270 Euro stiess Swatch in neue Preisregionen für eine derartige Uhr mit Plastikgehäuse und Billig-Quarzwerk vor, deren Gehäuse nicht geöffnet werden kann und die deshalb eine nicht reparierbare Einweguhr ist.
Plastikgehäuse darf man ja eigentlich nicht sagen, denn schliesslich ist es ja 'Bioceramic', d.h. Plastik, das aus Pflanzenöl gewonnen wurde und mit Keramikpulver vermischt wurde. Was das dem Werkstoff bringen soll, ist zwar völlig unklar, aber der Name klingt halt gut...

Auch die Art der Distribution war neu und nicht gerade kundenfreundlich, man kann die Uhr nicht bestellen und liefern lassen, sondern man muss sich zu einem der in manchen Regionen nicht gerade dicht gesäten Swatch-Stores begeben und hoffen, dass dort eine vorrätig ist. 

Trotzdem wurden der Swatch-Group die Uhren aus der Hand gerissen. Es entstand ein beispielloser, über viele Monate anhaltender Hype. Das Angebot wurde so knapp gehalten, dass der Bedarf bei weitem nicht gedeckt werden konnte. Wir alle kennen die Bilder von endlosen Schlangen vor den Stores, wo vor allem sogenannte 'Scalper' anzutreffen waren, die die wenigen Uhren wegkauften, um sie später mit deutlichem Aufschlag weiterzuverscherbeln. Es soll Leute gegeben haben, die eine Zeit lang so ihren Lebensunterhalt finanzierten.

Als die Nachfrage allmählich abzuebben drohte, führte man Sondermodelle mit goldenen und mit Symbolen bedruckten Sekundenzeigern ein, die nur einmal im Monat bei Vollmond geklöppelt wurden - da soll nochmal einer über den Rolex-Feenstaub spotten. Auch diese gingen weg wie warme Semmeln.

Nun scheint nach Ansicht der Swatch-Group die Moonswatch-Kuh wohl allmählich leergemolken zu sein.
Bevor der belebende Massenzustrom von Kapital versiegt, wird nun ein zweites Mal versucht, mit der gleichen Methode Kasse zu machen. Es wird wieder das Design eines bekannten Uhrenmodells aus dem gehobenen Preissegment in Form einer billigen (aber wohl kaum preiswerten) Swatch imitiert.

Der Name der neuen Swatch lautet «Bioceramic Scuba Fifty Fathoms» und sie kopiert die Fifty-Fathoms-Taucheruhr von Blancpain, einer Taucheruhr, die man ebenfalls als ikonisch bezeichnen kann, gleichwohl aber nicht so bekannt wie die Omega Moonwatch.

Die Uhr wird ab dem kommenden Samstag, 09.09.2023, zu haben sein. Wie auch vorher die Moonswatch wieder nur in ausgewählten Swatch-Stores. Die Scalper werden sich freuen.

Wie bei der Moonswatch, wo es 11 verschiedene Modelle mit den Namen der Planeten (incl. Pluto), sowie des Mondes und der Sonne gab, soll es auch bei der Bioceramic Blancpain fünf verschiedene Modelle geben, die die Namen der Weltmeere tragen: «Arctic Ocean», «Pacific Ocean», «Atlantic Ocean», «Indian Ocean» und «Antarctic Ocean». Die Farbgebung der Uhren orientiert sich jeweils an einer Meeresschneckenart, die in diesem Ozean vorkommt (farbenfrohe und bizarre Nacktschnecken aus der Gruppe der Opisthobranchier). Diese Schneckenart ist dann auf der Rückseite auf das Uhrwerk gedruckt und kann durch den durchsichtigen Uhrboden betrachtet werden.

Die Uhren sind diesmal keine Quarzuhren, sondern immerhin mechanisch und tragen ein 'Sistem 51'-Werk im Inneren. Dies ist ein sehr spezielles Billig-Automatic-Werk, das nicht zerlegt (und danach wieder zu einem funktionierenden Uhrwerk zusammengefügt) werden kann.

Die Natobänder bestehen aus recycelten Fischernetzen.

Die Uhren sollen 390 Euro kosten. Ganz schön viel für eine Einweguhr.

Ich verlinke hier einmal eine Artikel des 'Blick' zu dem Thema, das ist eine Schweizer Tageszeitung, die man mit der deutschen 'Bild' vergleichen kann. Sicher gibt es auch andere Artikel dazu, aber dieser war halt in meinem Newsfeed und ich will jetzt nicht lang herumgoogeln nach anderen Quellen. 

Stehen die Menschen wieder Schlange?: Swatch holt zum nächsten grossen Coup aus (msn.com)

Ein  Bild der neuen Swatch-Blancpain ist dort aber nicht dabei...

Auf der Swatch-Homepage kann man sich aber alle Modelle anschauen. Ich muss sagen, die sehen wirklich gut aus:
www.swatch.com/de-de/bioceramic-scuba-fifty-fathoms.html

Ich füge hier einmal das Bild der 'Arctic Ocean' ein:



Gruss Andi
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 07 Sep. 2023 21:04 von andi2.
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

07 Sep. 2023 22:52 - 07 Sep. 2023 23:10
#18084


Originaltext @andi2
„Trotzdem wurden der Swatch-Group die Uhren aus der Hand gerissen. Es entstand ein beispielloser, über viele Monate anhaltender Hype. Das Angebot wurde so knapp gehalten, dass der Bedarf bei weitem nicht gedeckt werden konnte. Wir alle kennen die Bilder von endlosen Schlangen vor den Stores, wo vor allem sogenannte 'Scalper' anzutreffen waren, die die wenigen Uhren wegkauften, um sie später mit deutlichem Aufschlag weiterzuverscherbeln. Es soll Leute gegeben haben, die eine Zeit lang so ihren Lebensunterhalt finanzierten.“


Zuerst mal vielen Dank für deinen Thread Andreas!
Nun die einfache und vielsagende Erklärung für „Scalper“:
“Den Leuten das Fell über die Ohren ziehen“ (aus den Netz entnommen)
Dazu braucht es keiner Erklärung, für jeden begreifbar!

Nun meine Zeilen zur „Moonswatch“ (Im größten Teil Übereinstimmung mit Andreas)

Als ich vor einiger Zeit das überaus verlockende Angebot las:
Omega, Speedmaster Moonwatch, und der Preis dazu, alles sehr imposant!
Der Bestellfinger sagte, nicht zögern, kaufen, kaufen, kaufen!
(Die Uhren wurden inzwischen über das Internet angeboten)
Aber der Verstand auch Ratio genannt sagte, langsam, langsam, langsam. Erst mal Schlaumachen, was ist das für Zeugs?
Und ich wanderte zu unseren großen Bruder hinüber.
Und las, und las, und las!
Und je mehr ich las, wahre Lobeshymen an Negativen sprangen mir entgegen, desto mehr wurde der Bestellfinger gelähmt!
Der Andi hat es schon geschrieben, eine Wiederholung des Negativen braucht es dazu nicht mehr!
Ein Schlussresümee daraus, die Bescheuerten werden immer mehr, und diejenigen die diese Situation ausnützen auch immer mehr!!
Und das ist das verwerfliche! Der Volksmund sagt dazu, die Dummheit der Menschheit ausnützen!
Noch ein paar Zeilen zu der Limitierung (wir hatten hier schon mal eine Diskussion darüber)
Dieses Blendwerk mache ich schon lange nicht mehr mit!
Denn oh Wunder, auf einmal ist das streng limitierte wieder erhältlich!!
Und das ist in den meisten Fällen die wahre Situation.

Edit: Zu meinen Satz „die Dummheit der Menschheit ausnützen“, gleich noch ein passendes Beispiel dazu, im „Gesundheitsthread“
(Helfen Schmerzsalben……..)
 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 07 Sep. 2023 23:10 von grafkrokolinsky.
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

08 Sep. 2023 15:25 - 08 Sep. 2023 16:52
#18096
Ich sehe das nicht so verbissen. Zwar gehöre ich sicher nicht zur Zielgruppe der potentiellen Käufer, aber ich kann trotzdem verstehen und nachvollziehen, dass andere Leute eine (oder sogar mehrere) solche Moonswatches oder nun Swatch Fifty Fathoms haben wollen. Und das sind oft Leute, die sich gut mit Uhren auskennen und genau wissen, womit sie es hier zu tun haben, nicht nur lauter vom Marketing verblendete Ahnungslose. 

Wenn man es mal nur aus marketingstrategischer Perspektive betrachtet, war das Herausbringen der Moonswatch ein grosser Coup und auch der letzte Schritt, die Lancierung einer Blancpain-Swatch-Linie war sicher nicht das Dümmste, was die Swatch-Group tun konnte. Als einziger Uhrenkonzern vereinigt die Swatch-Group bekannte Marken mit Uhren aller Preisklassen in ihrem Sortiment, neben teuren wie Omega und Blancpain eben auch die nicht weniger bekannte Billiguhrenmarke Swatch. Nur die Swatch-Group war überhaupt in der Lage, eine offizielle Hommage einer ikonischen Grailwatch aus dem eigenen Portefeuille wie der Moonwatch oder nun der Fifty Fathoms herauszubringen.

Die neuen Blancpain-Swatch-Uhren gefallen mir. Gegen das Design gibt es da meiner Meinung nach nichts zu sagen. Es lag auch nahe, diesmal die Ozeane als Thema zu nehmen, schliesslich ist die hommagisierte Uhr eine Taucheruhr. Die Idee, die Farbgebung jeweils mit dem Aussehen einer Meeresschnecke zu verknüpfen und diese auf der Rückseite abzubilden, finde ich ebenfalls gut. Das klingt doch wesentlich besser als "Na, da ham wa halt geschaut, was am besten aussieht."

Wie bei der Moonswatch, die ihren Erfolg sicher zu einem guten Teil den sozialen Medien verdankte und auch viele junge Leute ansprach, die sonst mit Uhren nichts am Hut hatten, besteht nun wieder die Aussicht auf einen Synergie-Effekt. Neue Interessenten werden an Uhren herangeführt. Neben einem Popularitätsschub für die Marke Swatch, rückt nun auch Blancpain mehr ins Licht und wird bekannter. Ich würde davon ausgehen, dass - falls sich die Swatch-Modelle verkaufen - es auch bei Blancpain mit den Verkaufszahlen nach oben geht - bei Omega war das auch so.

Dass die Lancierung billiger Plastik- pardon - Bioceramic-Hommagen die hommagisierten Marken längerfristig beschädigt, was oft behauptet wird, kann ich nicht erkennen, im Gegenteil. Ich vermute eher, dass der arme Student, der heute seine paar Groschen zusammenkratzt um die umjubelte Blancpain-Swatch zu kaufen, später einmal, wenn er besser gestellt ist und evtl. überlegt, eine teure Luxusuhr zu kaufen, eher zu Blancpain greift, deren Hommage er früher hatte.

Die Käufer der Blancpain-Swatch werden durch das Sistem 51-Werk auch schon einmal mit einem mechanischen Uhrwerk bekannt gemacht. Und wenn sie an die Performance dieses Billigwerks gewöhnt sind, werden sie später nurmehr positiv überrascht sein von anderen Mechanikwerken (ok, das war jetzt etwas sarkastisch).

Meine eher kritischen Worte oben spiegeln eher meine Skepsis wider, ob die so ausgestatteten Uhren ihr Geld wert sind.
390 Euro für eine Bioceramic-Uhr mit Sistem 51-Werk halte ich für überteuert. Wenn ich sehe, dass bei den Uhren nicht nur das Gehäuse aus Bioceramic besteht, sondern auch die filigrane Schliesse und die Keeper des Nato-Bandes, dann sehe ich schwarz bezüglich der Langlebigkeit dieser Elemente. Dass die Uhren - sowohl die Moonswatch, als auch jetzt die Blancpain-Swatch - als Einweguhren konzipiert wurden, gefällt mir prinzipiell nicht, das ist nicht meine Vorstellung von einer guten Uhr.

Ich nehme aber an, dass auch das vielen Käufern nichts ausmacht. Es wird wohl dann auch wieder Sammler geben, die sich die ganze Serie zusammenkaufen und quasi als "Schrödinger-Uhren" verwahren.
So etwa nach der Art: "Nein, ich habe diese Uhren nie getragen, ich weiss gar nicht, ob sie laufen (und ich will es auch nicht wissen bzw. testen), die liegen immer nur hier in der Vitrine."

Was mir ebenfalls nicht gefällt, ist die Ausdehnung einer gewissen Arroganz den Käufern gegenüber, die für die heutige Schweizer Uhrenindustrie fast schon typisch ist, vom Luxussegment auf das Billigsegment. Der Käufer soll von weither zum Swatch-Store fahren, sich dort stundenlang in die Schlange stellen (ein Shopping-Gefühl wie früher in der DDR), nur um evtl. zu erfahren, dass er keine Uhr mehr bekommt. "Dann komm halt morgen wieder, tschüss adé". 

Gruss Andi
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 08 Sep. 2023 16:52 von andi2.
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

09 Sep. 2023 16:53
#18110
Heute war der Verkaufsstart und wie es scheint, wiederholt sich der Hype. In der Schweiz, wo es 12 Verkaufsstellen gibt, campierten wieder Kaufwillige vor den Läden, es bildeten sich vor Ladenöffnung schon Warteschlangen.

Irgendwo hab ich gelesen, dass es in ganz Deutschland nur 5 Verkaufsstellen geben soll. Stimmt das?

Derartige Szenen und das junge Publikum, darunter sicher viele Scalper, ist sehr untypisch für die Uhrenbranche und erinnert an Verkaufseröffnungen von Apple-Produkten und von bestimmten Sneakers.

Bei der Swatch-Group darf man sich gratulieren: Mission accomplished!

Hier wieder 2 kurze Blick-Artikel aus meinem Newsfeed:

Fans von Swatch-Blancpain stehen schon Schlange - Blick

Vor den Läden wurde campiert: Hype um neue Luxusuhren von Swatch (msn.com)
UTAMOH THUMO

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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

10 Sep. 2023 23:52 - 11 Sep. 2023 02:53
#18120
Meine Antwort auf die „Planeten“ und „Weltmeere“ Uhren:

Swatch IRONY, Body & Soul
Eta 2841 modifiziert aus 2824-2, Automatik, NP 165.-Euro, Abweichung ca.8 sek/Tag




Text von @andi2:
Die Uhr war immer mein Tipp für Leute, die eine Skelettuhr suchten (leider wurde sie ja aus dem Programm genommen, man baut jetzt lieber Uhren aus Plastik mit beigemischtem Keramikpulver)
Gruß Paul
Letzte Änderung: 11 Sep. 2023 02:53 von grafkrokolinsky.
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

11 Sep. 2023 17:05 - 11 Sep. 2023 17:27
#18126
Die Body and Soul YAS100G ist mein Swatch-Lieblingsmodell. Sie war m.E. etwas teurer zuletzt, etwa 200-220 Euro. Zwar findet man auch hier schon bei dem Werk erste Ansätze zu dem seltsamen Swatch-Group-typischen Vereinfachen billiger Automatic-Werke in Form einer Hemmungspartie (Anker / Ankerrad) aus grauem Kunststoff, die im aktuell verwendeten unreparierbaren Sistem 51-Einwegwerk seinen bisherigen Höhepunkt fand, aber die Uhr ist aus Edelstahl, kann geöffnet werden und das Werk kann repariert / revidiert werden bei Bedarf.
Wie ich neulich gesehen habe, gibt es wohl noch vereinzelte Angebote der Uhr mit Textil- oder Lederband, mit Edelstahlband gibt es sie nicht mehr.

Wer Plastikrädchen in Uhrwerke baut und dann später Automaticwerke baut, die man gar nicht mehr zerlegen kann, der schaut halt ganz genau, wo man bei der Herstellung noch einen Rappen sparen kann.

Warum sollte man noch reparierbare Uhren aus Edelstahl bauen, wenn man Einweg-Uhren aus einem Phantasienamen-Gemisch von Plastik und Keramikpulver mit dem richtigen Marketing teurer verkaufen kann? 

Wobei die Meinungen in den Foren auseinandergehen, ob die Blancpain-Swatch-Uhren evtl. doch reparierbar sind. Falls es stimmt, dass der Boden aufgepresst ist und zerstörungsfrei abgenommen werden kann, kann das Gehäuse geöffnet werden. Falls man die Aufzugwelle vom Sistem 51-Werk abziehen kann, kann das Werk auch entnommen und getauscht werden.
Ein solcher Werkstausch hätte aber m.E. nur dann einen wirklichen Sinn, wenn man auch von dem Sistem 51-Werk den Rotor tauschen könnte (ist das möglich?), denn der ist bei den Fifty Fathoms-Swatches mit dem Schneckenmotiv bedruckt.
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 11 Sep. 2023 17:27 von andi2.
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

11 Sep. 2023 19:23
#18127
Jetzt muss ich dann doch mal ein paar Zeilen dazu loswerden. Ich denke, man muss das Ganze aus einigen ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Zunächst mal aus Sicht des Kunden: Klar, man sieht als erstes mal den Markennamen "Blancpain" (ich muss da immer kichern, weil es wörtlich übersetzt ja "Weißbrot" bedeutet) und sieht dann den Preis von knapp 400,- EUR. Jemand, der in der Szene komplett neu ist, dem wird der Name wohl nichts sagen und er wird sich von dem Preis wohl eher abgeschreckt fühlen. Aber vielleicht ist auch dem einen oder anderen dieser Name schon woanders untergekommen sein. Fans von Automobil-Langstreckenrennen (wie ich beispielsweise) kennen diesen Namen, da es zum einen eine eigene Rennserie gibt, Blancpain aber auch Sponsor in anderen Rennserien ist. Hier könnte es den einen oder anderen geben, der daraufhin auf die neue Plastik-Fifty-Fathoms anspringt.

Ich vermute, die große Masse der potentiellen Käufer kommt eher aus der LowBudget Ecke. Viele träumen wohl von einer originalen FiftyFathoms, scheuen aber vor dem Preis zurück. Nun bekommen sie die Gelegenheit, eine fast echte Blancpain zu einem Preis zu erwerben, der in ihr Budget fällt. Da werden viele nicht lange zögern.

Ich bezweifle aber, ob Käufer aus dem Luxusuhren-Segment eine solche Spielzeug-Blancpain kaufen würden. Denn all das, was eine echte Fifty Fathoms ausmacht - Wertigkeit, Qualität, Langlebigkeit und natürlich auch das Prestige - hat diese Swatch nicht.

Aus Sicht von Swatch dagegen hat man alles richtig gemacht. Eine Uhr, die das Design der Fifty Fathoms aufgreift, sogar den Namen des Originals tragen darf und zeitgeistig poppig daherkommt, dabei in der Herstellung vermutlich nicht mal nen Zehner kostet, aber das 40-fache einbringt und dann auch noch mit dem Nimbus des limitierten umgeben wird. Sowas muss ja ein Erfolg werden. Hinzu kommt noch, dass der Zwischenhandel ausgeschaltet wird, da man ja nur über die eigenen Shops verkauft. Die langen Schlangen vor den Geschäften treiben Swatch vermutlich Tränen der Freude in die Augen, denn wenn diese Bilder im Fernsehen oder den sozialen Medien laufen, unterstreicht dies ja nochmal die Aura des knappen Guts. Wenn da so viele Menschen anstehen, muss es sich ja um ein tolles Produkt handeln.

Ob sich Hersteller wie Omega oder Blancpain da langfristig einen Gefallen tun, weiß ich nicht so ganz. Klar, durch diese Billig-Luxusuhren wird der Markenname natürlich bekannter, und zwar auch da, wo Omega oder Blanpain bisher keine Clientel hatte. Doch das könnte schnell kippen, wenn nämlich die Käufer der "echten" Luxusuhren die Marke plötzlich mit billigem Kitsch assoziieren. Man wird sehen, wo das endet.

Ähnliches gab es ja schon im Autosektor. Da gab es plötzlich mit dem Smart ein Auto von Mercedes-Benz unterhalb der A-Klasse. Nur war man hier schlau genug, das Ding nur "Smart" zu nennen und eben keinen Mercedesstern drauf zu pappen. So verprellte man halt nicht die Clientel aus dem Luxussegment. Andere Hersteller gehen den umgekehrten Weg und gründen en Luxussegment oberhalb der bisher angepeilten Mittelklasse. So zum Beispiel Toyota mit der Gründung von Lexus, Nissan mit Infiniti oder Honda mit Acura. Jeder weiß, wer hinter der Luxusmarke steckt, doch da sie einen eigenen Namen, ein eigenes Label hat, stört das niemanden.

Zu guter letzt: Wie sehe ich das Ganze? Zunächst einmal bin ich amüsiert. Die gleichen Leute, die vermutlich über eine 29,- EUR Chinauhr die Nase rümpfen, kaufen nun billigen Schrott von einem vermeintlichen Luxuslabel. Daber übersehen sie geflissentlich, dass Blancpain wie schon vorher Omega lediglich ihren guten Namen hergeben und sich das sicherlich auch ordentlich bezahlen lassen. Übersehen wird dabei wohl auch, dass außer dem Markenschriftzug wohl kein Teil des Namensgebers in der Uhr verbaut ist.

Meine Amüsiertheit wird aber prompt getrübt, wenn ich sehe, dass dieser Tinnef aus billigem Plastik auch noch als Einweg-Uhr konzipiert ist und alsbald auf dem Müll landet, wenn entweder die Batterie alle ist oder aber die Plastikrädchen im Inneren abgeschrabbelt sind. da ist doch jeder Billigwecker bei AliExpress zu 9,90 EUR wertiger als dieser Swatch-Krempel! Die meisten dieser Chinakracher haben wenigstens ein Case aus Metall, wenn es sich auch meist um "Schlacke" handelt, also eine Legierung und kein Edelstahl. Bei den allermeisten dieser Uhren steckt entweder ein zwar preiswertes, aber halbwegs haltbares Automatikwerk oder aber ein Quarzwerk drin, bei dem man die Batterie wechseln kann.

Klar, da steht zwar meist kein Markenname aus dem Luxussegment drauf (Fakes/REPs klammern wir hier mal aus), aber man bekommt einen reellen Gegenwert. Und ab ca. 50,- EUR sind sogar richtig gute Uhren dabei, die wesentlich wertiger sind als diese Plastikbomber von Swatch.

Aber Hey! Die Leute, die diese vermeintlichen Luxusuhren kaufen, sind i.d.R. erwachsene Menschen. Wenn die unbedingt knapp 400,- EUR ausgeben (oder sogar wesentlich mehr, falls sie im Swatch-Shop leer ausgegangen sind) für ein billiges Plastikteil, dann ist denen auch nicht zu helfen. Und wie man es auch dreht und wendet, es ist schlicht Schrott, was da verkauft wird. Was da vollmundig als "Bioceramic" angepriesen wird, ist nichts anderes als Plaste. Wäre ja noch halbwegs okay, wenn ein ordentliches Werk drin stecken würde. Aber nö, nur ein billigst hergestelltes Ding mit fest eingebauter Obsoleszenz , und das Ganze auch noch garniert mit einem Armband, dem man die limitierte Haltbarkeit förmlich ansieht.

Früher hat man im Uhrforum zu so etwas "Armrotz" gesagt. Hier wäre der Begriff passend :)

Mich triggert dieses Zeug überhaupt nicht, denn für 400,- EUR bekomme ich woanders einen reellen Gegenwert. Egal ob Seiko, Citizen oder Spinnaker; Überall gibts massenhaft qualitativ gute Uhren mit einem guten Namen. Das müssen die potenziellen Käufer der Ghetto-Blancpains erst noch rausfinden. Klar wird es auch da Sammler geben. Es gibt (gab?) ja auch genug Leute, die Ü-Eier-Figuren sammeln und teilweise auch hunderte Euro für so etwas investieren.

Just my 2 cents
“There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life.”
― Frank Zappa
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

11 Sep. 2023 19:58 - 11 Sep. 2023 20:15
#18128
Deshalb würde ich die MoonSwatch und die Swatch 50 Fathoms eher bei den Lifestyle-Produkten und Modeacessoirs einordnen als bei den Uhren. 
Die Swatch-Group spricht damit auch eine ganz junge Altersklasse von Leuten an, die im 21. Jahrhundert geboren und mit Sozialen Medien aufgewachsen sind, bei denen das Handy nie aus der Hand gelegt wird und die sich willfährig von Influencern lenken lässt. Diese Gruppe interessierte sich kaum für Uhren, die der Luxusmarke Rolex und der erst vor kurzem aufgetauchten Protzklotz-Marken Richard Mille und Jacob & Co. ausgenommen, die gern von Gangsta-Rappern und anderen fragwürdigen Promis zum Flexen (d.h. demonstrativer Zurschaustellung von Reichtum) benutzt werden und nur zu diesem Zweck auch auf den Markt gebracht wurden.

Der ganze Ablauf, das Campen vor den Verkaufsstellen, die Schlangen noch Wochen oder Monate danach, die massenhaften Scalper, die es tatsächlich zumindest bei der MoonSwatch schafften, das eh schon überteuerte Produkt nochmal wesentlich teurer weiterzuverticken, hat sich sicher stark in das kollektive Gedächtnis dieser Generation eingebrannt.

Man konnte so der Marke Swatch wieder neues Leben einhauchen, die Swatch-Stores populär machen, die Marke Omega bei den Jungen als erstrebenswerte Luxusmarke etablieren und nun wohl auch die gar nicht sehr bekannte Marke Blancpain allgemein bekannt machen.
Das ist Uhrenmarketing einer neuen Art.

Die Uhren selbst sind nett, aber eben stark überteuert. Aber das gilt für den übrigen Lifestyle-Schnickschnack (Philipp Plein- und Gucci-Kram, bestimmte Handys, Sneakers etc.) auch. Es geht bei diesem sehr jungen Personenkreis überhaupt nicht um das Produkt, sondern nur um das Tragen von Marken mit Erkennungseffekt und dem damit verbundenen sozialen Renommee.

PS: Ja genau, Blancpain = Weissbrot. Der französische Name hat es bisher sicher nicht einfacher gemacht, die Uhren im englischsprachigen Raum zu vermarkten, wo "pain" wohl eher anders gedeutet wurde, aber nun heisst es in Zukunft vielleicht: "No (Blanc)pain, no gain".             
UTAMOH THUMO
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

15 Sep. 2023 11:30 - 15 Sep. 2023 11:31
#18163
Witzigerweise sprechen den Namen Blancpain ja (in diversen YouTube Videos) selbsternannte Uhrenauskenner "Blenk Päin" aus. Lol :-)
Das werden die Youngsters und Hippster, die jene Uhren kaufen, ja auch tun...
Liebe Grüße
*Otto*
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

20 Sep. 2023 07:27
#18254
Diverse Möchtegern-Wiederverkäufer und Gewinnoptimierer senken schon seit Tagen auf Willhaben.at die Preise auf bis zu €400. Es dürfte kein sehr grosses G' riss drum sein.
Liebe Grüße
*Otto*
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Re: Nach der Moonswatch nun ein Swatch Billig-Abbild der Blancpain Fifty Fathoms

20 Sep. 2023 16:11
#18261
Interessant! Bei 400 Euro hat der Scalper dann ja gar nichts verdient. Und offenbar verkauft sich die Uhr ja nicht einmal dann so schnell, wenn das Angebot noch drin ist.
Dann hat es wohl diesmal nicht geklappt. Bye bye, Warteschlangen vor den Swatch-Stores. Mal sehen, ob Hayek zu Kreuze kriecht und die Uhren bald auch im Internethandel anbietet.
UTAMOH THUMO

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