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„Der Koloss von Rhodos“, oder die ersten Quarzuhrenungeheuer!

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„Der Koloss von Rhodos“, oder die ersten Quarzuhrenungeheuer!

16 Jan. 2023 01:52 - 16 Jan. 2023 03:59
#15397
Liebe Freunde,
ob die gigantische Gestalt in der Hafeneinfahrt zu Rhodos je existiert hat, da streiten sich die Altertumsforscher. Sie gehörte ja bekanntlich zu den sieben Weltwundern.
Hingegen die ersten Großquarzuhren sind pure Realität, sie sind in den einschlägigen Museen und auf Fotos zu sehen!
Und hier gleich so ein Ungetüm:



Dazu die stattlichen Maße, 193 cm hoch, 56 breit, 59 tief, Gewicht 240 kg! Beeindruckend!

Zu sehen das Ganze in der USA, bei General Radio Company Cambridge / Massachusetts, für 3000 Dollar damals käuflich (1946) zu erwerben!
Übrigens ist dort eine sehr interessante Sammlung historischer Radiogeräte zu bewundern!

Gerade zierlich dagegen und ein Technikwunder, die berühmte Kleinquarzuhr von Rohde & Schwarz München von 1946
Im unteren Bild der Stand von Rohde & Schwarz von der Elektromesse München 1949 mit einer Normalfrequenz-und Zeitzeichenanlage.
Das Bild stammt von der Zeitschrift „Funktechnik 18/49“
 






So, gleich geht es weiter mit der ersten Quarz-Großuhr aus den Observatorium Neuchatel 1950, rechts im Bild.
 

Links die erste Quarzuhr im Museum d‘horlogerie in La Chaux de Fonds
Dazu etwas technische Erläuterung:
Der Quarz dieser Uhr war ein brasilianischer Naturquarz, der von Hand geschnitten und poliert wurde. Er wies eine Resonanzfrequenz von 100 kHz auf. Dieser Quarz war in einer Vakuum-Glasröhre untergebracht. Das Ganze befand sich in einen beheizten Gefäß, in dem eine konstante Temperatur herrschte, damit konnte man Schwankungen der Resonanzfrequenz vermeiden! Diese wurde über Röhren verstärkt auf 1000 Hz geteilt. Mit der so gewonnenen Frequenz wurde ein Synchronmotor angetrieben, der wiederum die Zeiger bewegte!

Ende des ersten Teils über die Historie der ersten Quarzuhren, in Kürze folgt der zweite Teil. 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 16 Jan. 2023 03:59 von grafkrokolinsky.
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Re: „Der Koloss von Rhodos“, oder die ersten Quarzuhrenungeheuer!

18 Jan. 2023 02:15 - 18 Jan. 2023 04:37
#15405
So, liebe Freunde, ab jetzt werden die wuchtigen Kolosse schon „zierlicher und graziler!!

Die letzten beiden Eigenschaften bitte unter den Eindruck der damaligen Zeit zu verstehen, bloß nicht mit der Jetztzeit vergleichen!

Die B 319 ab 1955
 

Einige Eckdaten dazu:
75 mal 39 mal 45 cm (Höhe, Breite, Tiefe), Gewicht 45 kg
Beheizter Quarz 100 kHz, Synchronmoter, 24 Röhren, die garantiert mindestens 10 000 Stunden halten, Zeitabweichung 0,001 s/Tag
Sie stammt von 1957 und hat die Nummer 1
Die Uhr ist im Besitz von Ebauches, S.A. Neuchatel, der auch Hersteller war!
Ein paar Sätze zu Ebauches:
Ebauches, die Holdinggesellschaft der Schweizer Rohwerksindustrie, gegründet 1926, in der sich die wichtigsten Rohwerkhersteller der Schweiz vereinigten! Damit verbunden ist „Oscilloquartz“, der Name der Elektronikabteilung bei Ebauches SA. 1971 ausgegliedert firmierte  Oscilloquartz SA dann zur Selbstständigkeit, genannt OSA. Die erste  Quarzuhr von OSA in einen Jahr gefertigt, 1950.

Und jetzt zu der von Ebauches und Ullysses Nardin gemeinsam gestalteten Uhr, ein vollkommen neuer Typ von Marinechronometer, 1961 auf der Baseler Messe präsentiert
 
25x18x13 cm die Abmessungen, voll transistorisiert, der Quarz 50 kHz, die Gangabweichung 0,05 sek/Tag. Gewinner des ersten Preises vom Observatorium Neuchatel. Deshalb bemerkenswert, weil der schärfste Konkurrent Patek Phillipe abgeschlagen, dahinter landete!

Nun zur B-800 1964:
 
1964 wurde sie in einen 19 Zoll Einschub präsentiert. Alle Elektronikteile sind in Kunststoffboxen integriert und gekapselt und gegen jegliche Zugriffe voll isoliert!. Die Uhr verfügt über keine Röhren mehr, und ist voll transistorisiert.
Innenleben des B-800, jede Box ist voll zugenietet, und somit keinerlei Zugriff möglich!


Auf der Uhrenmesse in Basel 1967 stellte Oscilloquartz auch zwei „Kleinuhren aus, tragbar, die Abmessung der einen 76x80x128 mm groß.
 
Abweichung 0,01sek/Tag mit einer eingebauten Batterie mit einer fünftägigen Ganggarantie!
Sie hatte 1966 den Wettbewerb in Neuchatel für absolute Ganggenauigkeit gewonnen!

Die größere hier im Bild
 
Bei ihr war das besondere, keinen temperaturkompensierten Quarz mehr, sondern eine temperaturkompensierende elektronische Schaltung!

So, hier beende ich den zweiten Teil, es ist wieder später als erwartet geworden! Der dritte Teil, bei dem ich annehme, es wird der letzte werden, erfolgt in Kürze. Bis dahin, wünsche ich allen Uhrenfreunden alles Gute, was ich selbst auch sehr gut gebrauchen kann!
Gruß Paul

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Letzte Änderung: 18 Jan. 2023 04:37 von grafkrokolinsky.
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Re: „Der Koloss von Rhodos“, oder die ersten Quarzuhrenungeheuer!

22 Jan. 2023 04:08 - 22 Jan. 2023 05:15
#15448
Heute der letzte Teil, gleich zu Beginn die Zeitdienstanlage B1383
Ab 1969 warb Oscilloquartz für die Zeitdienstanlage B1383 in der Fachpresse. es handelte sich um eine Mutteruhr mit drei Zeitbasen.
Die Genauigkeit ohne Funkkontakt 0, 001 Sekunden am Tag. Ein Gerät mit der Nummer 115 ist erhalten geblieben! Hier im Bild zu sehen.
 

Hier die Werbung dazu von 1969
 

Der Marinechronometer B1390
Ab 1969 wurde dieser wiederum von Oscilloquartz hergestellt. Es gab ihn mit zwei Ausführungen
Erste Version mit 12 kHz Quarz ohne integrierte Schaltkreise, es wurden 3 Monobatterien benötigt!
Die spätere Ausführung ist modifiziert, es wurden integrierte Schaltkreise verwendet. Die Quarzfrequenz 8.192 Hz. Dafür genügten zwei Monobatterien.
 

Und jetzt kommen wir in die Neuzeit, in das Jahr 2007 und damit auch zum Ende.
 

Der englische Chronometer Hersteller Thomas Mercer vereinbarte mit Oscilloquartz SA die Vermarktung des Chronometers im englischsprachigen Raum. Mercer verbaute den von Oscilloquartz erhaltenen Block in ein attraktives Gehäuse aus Mahagoni, versah ihn mit neuen Zifferblatt, und verkaufte ihn als ihr eigenes Modell!
Was noch interessant ist, die Cunard-Reederei kaufte für ihr Flaggschiff die Queen Elizabeth 2 einen solchen  Chronometer.      
Noch ein paar Worte zu der Firma Oscilloquartz von der die Mehrheit der hier gezeigten Geräte sind, sie begann zwar später als mancher Mitbewerber mit ihrer Produktion, hat sich aber sehr schnell zu einen Spitzenentwickler auf diesen speziellen Gebiet der Quarzuhren und Zeitdienstanlagen entwickelt! Ihr Hauptfirmensitz in der Schweiz.

Bilder und auszugsweise Text  von „Quarzuhren von Ebauches SA“, von Michael Schuldes.
 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 22 Jan. 2023 05:15 von grafkrokolinsky.
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