Meinungen zur Skelettuhr

Gut dass ich heute etwas später gefühstückt habe, denn ansonsten wäre mir die Morgenmahlzeit beim Anblick der gräflichen Edeluhren spontan wieder aus dem Gesicht gefallen 

Eigentlich sind Skelettuhren überhaupt nicht mein Ding, doch tatsächlich habe auch ich zwei von diesen Dingern in meiner Sammlung. Zu meiner Ehrenrettung kann ich aber sagen, dass ich die Beiden ganz am Anfang meiner Sammelleidenschaft gekauft habe. Da wusste ich es noch nicht besser 

Die folgende Shenhua 9500 Automatic ist eine meiner ältesten Uhren, und komischerweise gefällt sie mir immer noch, obwohl es wirklich ein billiges Teil ist (Neupreis deutlich unter 20,- EUR)
 

Die nachfolgend gezeigte Chinesin von IK Coloring rangiert ebenfalls in den untersten Preisregionen und liegt in meiner Grabbelkiste, tragen mag ich sie nicht mehr
 

So ganz abgeneigt bin ich Skelettuhren immer noch nicht. Hin und wieder kommt mir eine unter, wo mir spontan der Bestellfinger zuckt. Allerdings konnte ich mich dann doch nicht durchringen. Diese hübsche Kleine von FEICE finde ich aber immer noch recht spannend:
 
 
de.aliexpress.com/item/1005004233548075....083020600002972518_5

Die Swatch Q finde ich eigentlich vom Design her recht hübsch, aber ich konnte der Idee, ein Quarzwerk zu skelettieren, noch nie etwas abgewinnen. Außer einer Platine, der Batterie und ein paar Kunststoffzahnrädern gibt es da nix zu sehen.

Guten Morgen zusammen! Da ist ja schon wieder einiges Neues dazugekommen. 
Der Graf hat die Gruselkiste wieder zugemacht und zum Ausgleich die "Swatch Skin Irony 2Q" gepostet. Die wollte ich auch schon hier reinstellen als Beispiel für eine Skelettuhr mit einem Quarzwerk, seit ich sie in dem Post des Colonels neulich gesehen habe. Es muss nicht immer ein mechanisches Werk in einer Skelettuhr sein.
Die vielleicht bekannteste und begehrteste aller Skelettuhren, die das Herz manches Sammlers höher schlagen lässt hat auch keins, sondern ein Stimmgabelwerk (tuning fork), nämlich die "Bulova Accutron Space View".
 
Das Bild habe ich aus einem reich illustrierten Hodinkee-Artikel:  www.hodinkee.com/articles/reinventing-ti...inal-bulova-accutron .
Von der Uhr gab es einige verschiedene Varianten und ausserdem gibt es heute auch gebastelte "Space Views", bei denen findige Ebay-Betrüger einfach das Zifferblatt einer normalen Accutron entfernt haben.

Die "Feice" im Post direkt über diesem ist ein perfektes Beispiel für eine moderne Skelettuhr. Die gefällt mir richtig gut, weil ich auch das kantige Genta-Royal-Oak Gehäuse-Band-Ensemble mag. Daraus kann man sehr interessante Sachen machen, wenn man mal nicht ein Royal Oak Zifferblatt einsetzt. Das hat Tom neulich schon mit seiner Didun gezeigt, bei der eine Royal Oak mit einer Hublot Big Bang Sang Bleu verheiratet wurde. 
Die Skelettierung passt dazu und verzichtet auf geschwungene Linien. So etwas könnte man sich auch gut mit einem Gehäuse im Stil einer Bulgari Octo vorstellen. Nur beim Rotor der Feice wurde dann gepatzt, da hätte man keine florale, sondern auch eine technische Skelettierung nehmen müssen.

Tom hat ausserdem noch seine "Jugendsünden" gepostet und etwas angesprochen, was wahrscheinlich allgemein gilt: Skelettuhren kommen vor allem bei Uhren-Anfängern an. Auch ich habe meine Moneque gekauft, als ich mich nach einigen Jahren ganz ohne Uhr wieder neu für das Thema interessierte. Heute würde ich die wohl nicht mehr kaufen (bin aber trotzdem glücklich mit ihr).

Dirk zeigt ja hier auch ab und zu (meiner Meinung nach viel zu selten) seine Bulova Accutron II Alpha 96A155, die ja in die gleiche Kerbe schlägt.
(Bild aus Beitrag -> www.roguewatches.de/index.php/rogue-loun...arm?start=4680#13756 )
 

Ja, das ist von Bulova das spätere Reissue der Spaceview mit einem Quarzwerk, wo auch das Design der ursprünglichen Serie wieder aufgegriffen wurde.

Das gabelförmige Bulova-Zeichen stellt übrigens die Metall-Stimmgabel eines Tuning-Fork-Werkes dar.

“Ego te absolvo“
Die Sünden euer Vergangenheit seiet euch verziehen!
Das begrenzt sich natürlich nur auf Skelettuhren!
@Ratmann:
Die Swatch Q find ich ja vom Design her recht hübsch, aber ich konnte der Idee ein Quarzwerk zu skelettieren, noch nie etwas abgewinnen“
@grafkrokolinsky:
Kleine Meckerei, Räderwerk statt Elektronic wäre mir lieber“
Wie ähnlich wir wieder denken!
Morpheus hat mich gestern Nacht schon schwer eingelullt!
Bald hätte ich die Swatch Q geordert, aber die Ratio, sprich Vernunft hat gesiegt. Skelettuhr mit Elektronik??
Die „Bulova Accutron Space View“ mit Stimmgabelwerk, würde mir da schon mehr zusagen, aber meine persönliche Ansicht dazu: Wem würde es gefallen, würde die Geliebte völlig nackt die Türe öffnen……..? Mir nicht! Deshalb auch meine Zurückhaltung den Skeletten gegenüber. Nur mit der Swatch „Body & Soul“ hat mich Andi überzeugt, deshalb mein Kauf.

Jetzt noch ein paar Bilder von Bulovas ohne Stimmgabelwerk

 





und hier eine sehr alte Uhr von Franz Denk, Wien, ebenfalls Werk skelettiert

 

 

Letztes Bild: Lauritz. com

Zu der alten Uhr von Franz Denk:
Habe soeben gelesen, der Wiener Uhrmachermeister Franz Denk ist bereits 1824 im Alter von 29 Jahren gestorben!
Die Uhr stammt aus der Zeit um 1820, ist also ein Produkt der Wiener Biedermeierzeit. Es handelt sich um eine skelettierte Stutzuhr, die am Ziffernring und am Werk mit Franz Denk bezeichnet ist. Zwei emaillierte Felder mit Wochen-und Datumsanzeige, außerdem eine  Anzeige von. Tag und Nacht. Kettenaufzug über Schnecke, scherenhemmung. Federkraft wird vom Federhaus über eine Kette auf eine Schnecke übertragen.

Das „Wiener Uhrenmuseum“ meldete dies 1999 u. a. als wertvolle Neuerwerbung!

Das war vor ein paar Jahren mal ein grosser Renner bei den chinesischen Skelettuhren: sogenannte Stabwerke, d.h. schmale Formwerke in runden Uhrgehäusen, die nur einen schmalen Streifen in der Mitte des ansonsten leeren und beidseitig verglasten Gehäuses einnehmen. Auch der berüchtigte Graf von Monte Wehro hatte die natürlich im Programm.

Hier habe ich einmal ein Bild aus einem aktuellen Amazon-Angebot kopiert (IK Colouring, im Angebot steht als Hersteller Alienwork)

 
www.amazon.de/Alienwork-mechanische-Auto...chwarz/dp/B00FZ37YJW

Bei diesen Uhren wird ein Problem vieler Skelettuhren besonders deutlich. Sie sehen super aus, wenn man sie hochhält und das Licht durch das Gehäuse scheint.
Aber am Arm sieht man dann als Hintergrund die verschwitzte Haut des Handgelenks mit platt gedrückten Haaren...
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Bei einer Tischuhr sieht das besser aus:
 
Tischuhr von Jaeger-LeCoultre
www.eppli.com/jaeger-lecoultre-jaeger-le...ef-508-tischuhr.html

Ich will nochmal eine skelettierte Taschenuhr zeigen.
Auf der ersten Seite habe ich schon über das aussergewöhnliche erste Werkskonzept der Waterbury Watch Co. von Daniel Buck geschrieben, wo die Werke im Gehäuse rotieren, und die beiden ersten Modelle gezeigt, die skelettiert waren. 
Bei Waterbury bekam jede neue Baureihe einen Buchstaben: Die Serien A bis E waren rotierend und nach dem beschriebenen Long-Wind-Prinzip gebaut.
Obwohl man unglaubliche 158 Umdrehungen der Krone braucht, um die Uhr aufzuziehen, beträgt die Gangreserve grade mal ca. 24 h. Dies dürfte ein wichtiger Grund sein, weswegen diese Uhren nach anfänglichem Erfolg immer unbeliebter wurden. Ausserdem war eine Sekundenanzeige durch die Rotation unmöglich und man muss die Uhr durch Drehen mit dem Finger an den Zeigern stellen (dies ist der grösste Schwachpunkt, denn wenn man den Minutenzeiger bewegt, geht der Stundenzeiger nicht mit, sondern beide Zeiger müssen von Hand verstellt werden, man kann also die Zeigerstellung kaum vernünftig hinbekommen). Es zirkulierten sogar Witze über diese Uhren, z.B.: 'I come from Waterbury, the land of the eternal sping' (Spring = (Aufzugs-)Feder bzw. Frühling).

Dann wurde das Werkskonzept völlig überarbeitet: Alle folgenden Modelle (Waterbury Short Wind) hatten keine rotierenden Werke mehr und eine normal lange Aufzugfeder, die Gangreserve betrug nun etwa 36 h (eigener Test). Ausserdem gab es nun (ab ca. 1889) eine Stellkrone, bei der zum Stellen die Krone in das Pendant gedrückt und gedrückt gehalten werden musste. Dieses Short-Wind-Werkskonzept ist wesentlich herkömmlicher und gleicht den schweizerischen Roskopf-Uhren. Auch bei dem Short-Wind-Werk werden die Zeiger durch ein Doppeltrieb auf dem Federhaus angetrieben. Allerdings wurde die sehr aussergewöhnliche Duplex-Hemmung beibehalten.

Nach der De-Facto-Pleite 1898 wurde die Firma nicht geschlossen, sondern als New England Watch Co. reorganisiert. Bis 1912 wurden weiter Short-Wind-Duplex-Werke gebaut. Dann war die Firma wieder pleite und wurde von Ingersoll USA geschluckt.
Dieses Short-Wind-Modell von "New England" ist als einziges skelettiert und ist heute ein gesuchtes Sammlerstück. Ich hätte auch gern eine.

 
Bild von der Seite  www.britishmuseum.org/collection/object/H_1958-1201-1381
Es gibt dort auch noch zusätzliche Infos, z.B. eine Firmengeschichte u.a.
Auf dem Foto sieht man rechts oben das Doppeltrieb auf dem Federhaus zum Zeigerantrieb (Federhaus-Lager zwischen 1 und 2  Uhr). Das grosse fünfspeichige Zahnrad in der Werksmitte ist das Stundenrad des Zeigerwerks.

 
Bild von der Seite  www.antiquesboutique.com/antique-pocket-...tm85996#.Y06x4HZBzIU
Dort gibt es noch viele weitere sehr gute Fotos der Uhr. Die Zeiger sind aber nicht original, deshalb habe ich die Vorderseite einer anderen Uhr oben eingefügt.
Das Short-Wind-Werk hatte (ausser dem Duplex-Rad) nun 3 Zahnräder im Räderwerk, statt der 2 Räder beim rotierenden Long-Wind-Werk auf der ersten Seite im Thread. Rechts unten auf Bildposition 5-Uhr das ungewöhnliche Duplex-Rad mit zwei Reihen langer, spitzer Zähne.