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Meine Malton-Taschenuhr im Stil einer Dienstuhr, ca 1945 (Marvin) mit Unitas 429
- andi2
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Meine Malton-Taschenuhr im Stil einer Dienstuhr, ca 1945 (Marvin) mit Unitas 429
26 Okt. 2022 21:41 - 26 Okt. 2022 23:36
Ich trage und sammle ja nicht nur Armbanduhren, sondern auch Taschenuhren. Heute möchte ich einmal eine meiner Taschenuhren zeigen, die den Stil und die Ausführung einer Dienstuhr für die Eisenbahn oder das Militär hat, wahrscheinlich wurde sie auch eigentlich als Dienstuhr hergestellt, aber nie offiziell in Dienst gestellt, sondern privat genutzt. Bei solchen Dienstuhren, insbesondere den britischen, wurde auf jeglichen Zierrat beim Gehäuse verzichtet, die Rückendeckel waren glatt und ohne Guillochierung.
Beim Design des Zifferblattes und der Zeiger wurde ebenfalls auf jeden Schnickschnack verzichtet und auf bestmögliche Ablesbarkeit geachtet. Ein solches reduziertes Dienstuhren-Design des Art Deco findet man ganz ähnlich noch heute auf Retro-Armbanduhren wie etwa der Marke «Dornblüth», «Hentschel Hafenmeister», «IWC Portugieser», die auch Taschenuhrwerke verwenden.
Ich habe sie schon etwa 8 Jahre und habe sie von einem britischen Ebay-Händler gekauft.
Aufgrund des Designs, der Machart und des verwendeten Werks schätze ich für die Uhr ein Baujahr um 1945 herum. Sie stammt aus der Schweiz und war für den britischen oder kanadisch-amerikanischen Markt gedacht.
Ich war in den letzten 2 Wochen nicht zuhause und hatte 2 Uhren mitgenommen: Die Skelettuhr, die ich schon gezeigt habe, und diese Taschenuhr, die sehr gut und genau läuft und zu meinen Gebrauchsuhren gehört, die ich im Wechsel trage. Bei der Gelegenheit habe ich sie nun auch einmal fotografiert und zeige sie hier. Als treue Begleiterin hat sie sich eine Würdigung verdient.
Dass sie nie eine offizielle Dienstuhr für eine Eisenbahngesellschaft oder die Armee war, sieht man daran, dass der hintere Deckel der Uhr nie mit einer Inventar-Nummer graviert wurde. Er ist bei meiner Uhr immer noch glatt. Beide Deckel, sowohl der vordere Glasdeckel, als auch der hintere Deckel sind Schraubdeckel, einen inneren Staubdeckel gibt es nicht. Dies ist typisch für britische und amerikanische Eisenbahn- und Militäruhren, aber unüblich bei kontinentaleuropäischen Taschenuhren, die meist vorn einen Pressdeckel und hinten einen Klappdeckel mit Scharnier hatten.
Der hintere Deckel ist innen graviert mit «Sturdy Nickel Silver» und der Sturdy-Bildmarke, einem Baum. Das Gehäuse besteht aus Nickel mit einer Verchromung. Der Rückendeckel ist ganz glatt, ohne verzierende Prägung etc., deshalb hab ich davon kein Foto gemacht. Als ich die Uhr bekam, war der total verkratzt, auch mit einigen tiefen Kratzern. Das sah sehr unschön aus, denn die Kratzer gingen durch die Verchromung bis in das Nickel hinein. Ich habe dann den Deckel mit feinem Sandpapier abgeschliffen und neu poliert. Am Rücken ist also die Verchromung ab. Ich schreibe darüber deshalb so ausführlich, weil man an sich bei «Nickel Silver» an eine silberfarbene Nickellegierung denken würde, wie etwa Argentan, Neusilber, Alpacca, Silveroid etc.
Das Gehäuse hat einen Durchmesser von 51,6 mm und eine Höhe mit Pendant und Krone von 61 mm, die Dicke mit Glas ist 16 mm.
Das Glas ist leider aus Plexi, d.h. es ist nachträglich montiert worden. Bei Gelegenheit werde ich einmal wieder ein Mineralglas einbauen. Diese werden bei Taschenuhren direkt, ohne Dichtung etc., mit den Fingern in den Glasring eingepresst, man kann sie aus Lagerbeständen noch kaufen. Die Grösse wird angegeben als dreistellige Nummer: 416 wäre also z.B. 41,6 mm.
Gemäss diesem Thread bei Watchuseek ist Sturdy ein kanadischer Gehäusehersteller und Ableger der American Watch Case Company.
mb.nawcc.org/threads/canadian-watch-case-factories.41576/
Ich habe bereits schon mindestes 3 «Malton»-Taschenuhren gesehen, die baugleich mit meiner waren, d.h. das gleiche Werk, Zifferblatt und Zeiger. Aber immer war das Werk in einem anderen Gehäuse, diese waren aus den USA oder Kanada. Aus der Schweiz wurden also die Uhren ohne Gehäuse exportiert und nachträglich in verschiedene Gehäuse eingeschalt. Dies war nicht unüblich. In den USA konnte man vielfach Werke und Gehäuse beim Uhrenkauf frei kombinieren.
Das Zifferblatt besteht aus weissem, schwarz bedrucktem Emaille. Wie man sieht, sieht das Emaille-Zifferblatt aus wie neu. Emaille-Blätter können einfach abgewaschen werden, das schwarze Dekor ist glasiert, d.h. mit einer feinen Glasschicht überzogen. Emailleblätter altern quasi nicht, sind aber spröde und bekommen leicht Risse, wenn man grob mit ihnen umgeht.
Das Design des Blattes und der Zeiger ist typisch für Dienstuhren der 30er und 40er Jahre (Militäruhren oft zusätzlich mit Leuchtmasse, Eisenbahn-Uhren nie). Ganz aussen gibt es eine sogenannte Eisenbahnminuterie, diese wird so genannt, weil sie aussen und innen von einen Strich begrenzt ist und so wie ein Schienenstrang aussieht, das war bei allerlei Taschenuhren des 19. und 20. Jhds. ganz üblich, hat also sonst nichts mit der Eisenbahn zu tun. Die Minuterie wird alle 5 min unterbrochen durch die kleinen Post-Meridiem-Stunden 13 bis 24. Die Ante-Meridiem-Stunden 1 bis 12 stehen gross und fett gedruckt weiter innen. Der Schrifttyp ist schlicht und serifenlos, als kleines hübsches Detail ist die Schlinge der 9 nicht ganz geschlossen.
Innen, unterhalb der Zwölf steht die Marke «MALTON». Bei mikrolisk.de/ , dem unentbehrlichen Nachschlagwerk nach Uhrenmarken, erfährt man, dass die Marke dem Hersteller Comp. Montres Marvin (vormals H.A. Didisheim) aus La Chaux-de-Fonds gehört.
Ganz unten, rechts und links vom Sekundenzifferblatt steht "Swiss Made", dies war bei Schweizer Uhren ganz üblich.
Die Stahlzeiger sind thermisch gebläut, d.h. nicht blau lackiert, sondern durch Erhitzen blau angelassen. Das war bei Taschenuhrzeigern üblich. Die Zeigerkombination aus einem Birnenzeiger für die Stunde und einem Lanzettzeiger (feuille) für die Minute ist typisch für Dienstuhren, wie Eisenbahn- oder Militäruhren. Eine solche Zeigerform war sogar i.d.R. für die Zulassung vorgeschrieben. Durch die unterschiedliche Zeigerform ist ein Verwechseln unwahrscheinlich, der Stundenzeiger ist ausserdem unter dem Minutenzeiger auch dann zu sehen, wenn er von ihm überlaufen wird.
Auf französisch heisst die Kombinatin «Poires Anglaises» oder «Poires Stuart», auf englisch «Spade and Whip».
Ein schönes Detail bei der Uhr ist der zugespitzte Sekundenzeiger ohne Gegengewicht (Schwänzchen).
Das silberfarbene, vernickelte Werk ist mit mehreren Gravuren beschriftet. Auf der Federhausbrücke steht «Malton», «17 Jewels» «Swiss Made» und die Kalibernummer «429». So ist es dann auch keine Kunst, das Kaliber zu bestimmen.
Es ist ein Unitas 429, siehe hier: www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db.cgi?00&r...t&&2uswk&Unitas_429&
Das Werk ist im Ranfft-Uhrwerksarchiv gelistet. Es wird aber dort nicht abgebildet, sondern das dort zu sehende Werk ist ein anderes Kaliber aus der gleichen Werksfamilie, das anders aussieht.
Wie man sieht, ist das Werk passgenau ins Gehäuse gefügt und durch zwei Werkhalteschrauben bei den Bildpositionen 1 Uhr und 8 Uhr von hinten gesichert. Die vordere Grundplatine mit dem Zifferblatt hat einen etwas grösseren Durchmesser. Um das Werk aus dem Gehäuse zu bekommen, muss auch der vordere Glasdeckel entfernt werden, die Stellwelle mit Krone gezogen und die beiden Werkhalteschrauben entfernt werden. Dann fällt das Werk nach vorne heraus. Das ist bei Taschenuhren des 19. und 20. Jahrhunderts allgemein so üblich.
Die Unruh hat auf dem Kloben eine Regulierskala, auf die ein langer Rückerzeiger zeigt. Durch Verschieben des Zeigers kann die Uhr schneller oder langsamer reguliert werden. Die Skala ist französisch mit A (= Avance, schneller) und R (= Retard, langsamer) und englisch mit F (fast) und S (slow) bezeichnet. Der viereckige Spiralklötzchenträger kann nicht verschoben werden und ist Teil des Unruhklobens, er zeigt nach aussen zum Gehäuserand, auf dem Foto zur 4-Uhr-Bildposition. Ein beweglicher, verdrehbarer Spiralklötzchenträger wurde erst im lauf der 50er Jahre eingeführt. Bei Taschenuhren findet man so etwas meist nicht.
Die Unruh ist eine zweispeichige monometallische Schraubenunruh ohne Einschnitte mit einer gebläuten Flachspirale.
Ich habe die Uhr im laufenden Zustand fotografiert, weil sie halt momentan in Gebrauch ist und läuft. Eigentlich sollte man das aber besser nicht machen, denn so laufen die Unruh und das Ankerrad zu schnell und sind auf den Fotos nur unscharf zu sehen. Vielleicht reiche ich noch ein Foto des stehenden Werkes später nach.
Alle Räderwerkslager, auch beide Minutenradlager im Zentrum, haben Lagersteine. Das Werk kann man als solide Mittelklasse bezeichnen.
Uhren wie diese findet man noch häufig und zu kleinem Preis. Ich habe damals etwa 50 Franken bezahlt. Selbst mit einer anschliessenden Werksrevision zum marktüblichen Preis liegt man noch nicht über dem, was man für eine "San Martin" zahlt. Dies nur, um zu zeigen, wie günstig echte alte Taschenuhren im Vergleich zu "Vintage"-Armbanduhren sind (und erst recht im Vergleich zu heutigen Uhren). Die Uhr hat ein Emaillezifferblatt. Wo findet man das bei Armbanduhren? Heute?
Das wäre alles, was ich zu sagen habe. Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Gruss Andi
Beim Design des Zifferblattes und der Zeiger wurde ebenfalls auf jeden Schnickschnack verzichtet und auf bestmögliche Ablesbarkeit geachtet. Ein solches reduziertes Dienstuhren-Design des Art Deco findet man ganz ähnlich noch heute auf Retro-Armbanduhren wie etwa der Marke «Dornblüth», «Hentschel Hafenmeister», «IWC Portugieser», die auch Taschenuhrwerke verwenden.
Ich habe sie schon etwa 8 Jahre und habe sie von einem britischen Ebay-Händler gekauft.
Aufgrund des Designs, der Machart und des verwendeten Werks schätze ich für die Uhr ein Baujahr um 1945 herum. Sie stammt aus der Schweiz und war für den britischen oder kanadisch-amerikanischen Markt gedacht.
Ich war in den letzten 2 Wochen nicht zuhause und hatte 2 Uhren mitgenommen: Die Skelettuhr, die ich schon gezeigt habe, und diese Taschenuhr, die sehr gut und genau läuft und zu meinen Gebrauchsuhren gehört, die ich im Wechsel trage. Bei der Gelegenheit habe ich sie nun auch einmal fotografiert und zeige sie hier. Als treue Begleiterin hat sie sich eine Würdigung verdient.
Dass sie nie eine offizielle Dienstuhr für eine Eisenbahngesellschaft oder die Armee war, sieht man daran, dass der hintere Deckel der Uhr nie mit einer Inventar-Nummer graviert wurde. Er ist bei meiner Uhr immer noch glatt. Beide Deckel, sowohl der vordere Glasdeckel, als auch der hintere Deckel sind Schraubdeckel, einen inneren Staubdeckel gibt es nicht. Dies ist typisch für britische und amerikanische Eisenbahn- und Militäruhren, aber unüblich bei kontinentaleuropäischen Taschenuhren, die meist vorn einen Pressdeckel und hinten einen Klappdeckel mit Scharnier hatten.
Der hintere Deckel ist innen graviert mit «Sturdy Nickel Silver» und der Sturdy-Bildmarke, einem Baum. Das Gehäuse besteht aus Nickel mit einer Verchromung. Der Rückendeckel ist ganz glatt, ohne verzierende Prägung etc., deshalb hab ich davon kein Foto gemacht. Als ich die Uhr bekam, war der total verkratzt, auch mit einigen tiefen Kratzern. Das sah sehr unschön aus, denn die Kratzer gingen durch die Verchromung bis in das Nickel hinein. Ich habe dann den Deckel mit feinem Sandpapier abgeschliffen und neu poliert. Am Rücken ist also die Verchromung ab. Ich schreibe darüber deshalb so ausführlich, weil man an sich bei «Nickel Silver» an eine silberfarbene Nickellegierung denken würde, wie etwa Argentan, Neusilber, Alpacca, Silveroid etc.
Das Gehäuse hat einen Durchmesser von 51,6 mm und eine Höhe mit Pendant und Krone von 61 mm, die Dicke mit Glas ist 16 mm.
Das Glas ist leider aus Plexi, d.h. es ist nachträglich montiert worden. Bei Gelegenheit werde ich einmal wieder ein Mineralglas einbauen. Diese werden bei Taschenuhren direkt, ohne Dichtung etc., mit den Fingern in den Glasring eingepresst, man kann sie aus Lagerbeständen noch kaufen. Die Grösse wird angegeben als dreistellige Nummer: 416 wäre also z.B. 41,6 mm.
Gemäss diesem Thread bei Watchuseek ist Sturdy ein kanadischer Gehäusehersteller und Ableger der American Watch Case Company.
mb.nawcc.org/threads/canadian-watch-case-factories.41576/
Ich habe bereits schon mindestes 3 «Malton»-Taschenuhren gesehen, die baugleich mit meiner waren, d.h. das gleiche Werk, Zifferblatt und Zeiger. Aber immer war das Werk in einem anderen Gehäuse, diese waren aus den USA oder Kanada. Aus der Schweiz wurden also die Uhren ohne Gehäuse exportiert und nachträglich in verschiedene Gehäuse eingeschalt. Dies war nicht unüblich. In den USA konnte man vielfach Werke und Gehäuse beim Uhrenkauf frei kombinieren.
Das Zifferblatt besteht aus weissem, schwarz bedrucktem Emaille. Wie man sieht, sieht das Emaille-Zifferblatt aus wie neu. Emaille-Blätter können einfach abgewaschen werden, das schwarze Dekor ist glasiert, d.h. mit einer feinen Glasschicht überzogen. Emailleblätter altern quasi nicht, sind aber spröde und bekommen leicht Risse, wenn man grob mit ihnen umgeht.
Das Design des Blattes und der Zeiger ist typisch für Dienstuhren der 30er und 40er Jahre (Militäruhren oft zusätzlich mit Leuchtmasse, Eisenbahn-Uhren nie). Ganz aussen gibt es eine sogenannte Eisenbahnminuterie, diese wird so genannt, weil sie aussen und innen von einen Strich begrenzt ist und so wie ein Schienenstrang aussieht, das war bei allerlei Taschenuhren des 19. und 20. Jhds. ganz üblich, hat also sonst nichts mit der Eisenbahn zu tun. Die Minuterie wird alle 5 min unterbrochen durch die kleinen Post-Meridiem-Stunden 13 bis 24. Die Ante-Meridiem-Stunden 1 bis 12 stehen gross und fett gedruckt weiter innen. Der Schrifttyp ist schlicht und serifenlos, als kleines hübsches Detail ist die Schlinge der 9 nicht ganz geschlossen.
Innen, unterhalb der Zwölf steht die Marke «MALTON». Bei mikrolisk.de/ , dem unentbehrlichen Nachschlagwerk nach Uhrenmarken, erfährt man, dass die Marke dem Hersteller Comp. Montres Marvin (vormals H.A. Didisheim) aus La Chaux-de-Fonds gehört.
Ganz unten, rechts und links vom Sekundenzifferblatt steht "Swiss Made", dies war bei Schweizer Uhren ganz üblich.
Die Stahlzeiger sind thermisch gebläut, d.h. nicht blau lackiert, sondern durch Erhitzen blau angelassen. Das war bei Taschenuhrzeigern üblich. Die Zeigerkombination aus einem Birnenzeiger für die Stunde und einem Lanzettzeiger (feuille) für die Minute ist typisch für Dienstuhren, wie Eisenbahn- oder Militäruhren. Eine solche Zeigerform war sogar i.d.R. für die Zulassung vorgeschrieben. Durch die unterschiedliche Zeigerform ist ein Verwechseln unwahrscheinlich, der Stundenzeiger ist ausserdem unter dem Minutenzeiger auch dann zu sehen, wenn er von ihm überlaufen wird.
Auf französisch heisst die Kombinatin «Poires Anglaises» oder «Poires Stuart», auf englisch «Spade and Whip».
Ein schönes Detail bei der Uhr ist der zugespitzte Sekundenzeiger ohne Gegengewicht (Schwänzchen).
Das silberfarbene, vernickelte Werk ist mit mehreren Gravuren beschriftet. Auf der Federhausbrücke steht «Malton», «17 Jewels» «Swiss Made» und die Kalibernummer «429». So ist es dann auch keine Kunst, das Kaliber zu bestimmen.
Es ist ein Unitas 429, siehe hier: www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db.cgi?00&r...t&&2uswk&Unitas_429&
Das Werk ist im Ranfft-Uhrwerksarchiv gelistet. Es wird aber dort nicht abgebildet, sondern das dort zu sehende Werk ist ein anderes Kaliber aus der gleichen Werksfamilie, das anders aussieht.
Wie man sieht, ist das Werk passgenau ins Gehäuse gefügt und durch zwei Werkhalteschrauben bei den Bildpositionen 1 Uhr und 8 Uhr von hinten gesichert. Die vordere Grundplatine mit dem Zifferblatt hat einen etwas grösseren Durchmesser. Um das Werk aus dem Gehäuse zu bekommen, muss auch der vordere Glasdeckel entfernt werden, die Stellwelle mit Krone gezogen und die beiden Werkhalteschrauben entfernt werden. Dann fällt das Werk nach vorne heraus. Das ist bei Taschenuhren des 19. und 20. Jahrhunderts allgemein so üblich.
Die Unruh hat auf dem Kloben eine Regulierskala, auf die ein langer Rückerzeiger zeigt. Durch Verschieben des Zeigers kann die Uhr schneller oder langsamer reguliert werden. Die Skala ist französisch mit A (= Avance, schneller) und R (= Retard, langsamer) und englisch mit F (fast) und S (slow) bezeichnet. Der viereckige Spiralklötzchenträger kann nicht verschoben werden und ist Teil des Unruhklobens, er zeigt nach aussen zum Gehäuserand, auf dem Foto zur 4-Uhr-Bildposition. Ein beweglicher, verdrehbarer Spiralklötzchenträger wurde erst im lauf der 50er Jahre eingeführt. Bei Taschenuhren findet man so etwas meist nicht.
Die Unruh ist eine zweispeichige monometallische Schraubenunruh ohne Einschnitte mit einer gebläuten Flachspirale.
Ich habe die Uhr im laufenden Zustand fotografiert, weil sie halt momentan in Gebrauch ist und läuft. Eigentlich sollte man das aber besser nicht machen, denn so laufen die Unruh und das Ankerrad zu schnell und sind auf den Fotos nur unscharf zu sehen. Vielleicht reiche ich noch ein Foto des stehenden Werkes später nach.
Alle Räderwerkslager, auch beide Minutenradlager im Zentrum, haben Lagersteine. Das Werk kann man als solide Mittelklasse bezeichnen.
Uhren wie diese findet man noch häufig und zu kleinem Preis. Ich habe damals etwa 50 Franken bezahlt. Selbst mit einer anschliessenden Werksrevision zum marktüblichen Preis liegt man noch nicht über dem, was man für eine "San Martin" zahlt. Dies nur, um zu zeigen, wie günstig echte alte Taschenuhren im Vergleich zu "Vintage"-Armbanduhren sind (und erst recht im Vergleich zu heutigen Uhren). Die Uhr hat ein Emaillezifferblatt. Wo findet man das bei Armbanduhren? Heute?
Das wäre alles, was ich zu sagen habe. Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Gruss Andi
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 26 Okt. 2022 23:36 von andi2.
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